Freitag, 28. Februar 2014

William Shakespeare - Macbeth

Tragödie, 1606

Macbeth, einst ein treu Ergebener des Königs, fasst mit seiner Frau den Plan, den König zu töten, um selbst den Thron zu besteigen. Dies zieht vielerlei Konsequenzen nach sich, die letztendlich in Wahnsinn und Tod enden.

Shakespeare arbeitet in diesem Stück mit vielen Monologen, was einem die Figuren sehr nahe bringt. Der Leser erkennt recht schnell, wie leicht beeinflussbar der Mensch ist (egal ob durch Hexen oder die eigene Frau) und wie begierig er ist, Macht zu besitzen. Im Grunde genommen hat sich daran in den letzten 400 Jahren nicht viel geändert, daher auch heute noch aktuell! Der Erstleser wird sich an das Versmaß gewöhnen müssen, aber wer sich auf die Sprache einlässt, kommt in den Genuss eines wortgewaltigen Genies, der selbst ohne Kulissen, Bilder auf die Bühne zauberte.

Donnerstag, 27. Februar 2014

Dieter Bohlen - Nichts als die Wahrheit

Biografie, 2002

Hin und wieder darf es auch etwas Trash sein. Ich habe mich lange nicht mehr während einer Bahnfahrt von Hamburg nach Köln so sehr amüsiert. Bohlens Erzählung seines Lebens muss man sich natürlich mit seiner unbeschreibbaren Stimme vorstellen, dann wird das Ganze gleich noch viel witziger.

Das meiste kennt man allerdings schon aus der BILD, die in Herrn Bohlens Fall immer früher und besser über sein Leben informiert war/ist, als er selber.
Überaus interessant ist allerdings der Anhang. Dieser Mann hat nicht nur BWL studiert, er hat auch eine Unmenge an Songs und Alben komponiert, produziert, verkauft, Preise dafür eingeheimst und Songtexte für viele viele andere Künstler geschrieben.

Hut ab, Herr Bohlen!

Mittwoch, 26. Februar 2014

Haruki Murakami - Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Roman, 2013

Es ist ein Murakami, der ganz anders ist, als die vorangegangenen. Wenig surrealistische Ereignisse, keine fantastischen Figuren. Murakami konzentriert sich auf des Wesentliche und erzählt die Geschichte eines Mannes, der durch ein tiefgreifendes Ereignis in seiner Jugend sein ganzes weiteres Leben hat beeinflussen lassen und sich jetzt aufmacht, dieses Leben zurück zu gewinnen.

Murakami schreibt in einfacher Weise von den tiefen und verletzten Gefühlen seiner Protagonisten. Er ist auf seine sachliche Art äußerst sensibel und zeichnet sich durch seine hohe Symbolkraft aus, die in diesem Fall von Farben bestimmt werden. Er ist ganz anders, aber dennoch im Kern Murakami geblieben.

Dienstag, 25. Februar 2014

Simon Beckett - Obsession

Thriller, 1998

Ben macht sich auf die Suche nach den Eltern seines autistischen Stiefsohnes Jacob. Wie es scheint, hatte seine Frau den Jungen als Säugling entführt.Doch seine Entdeckungen, lassen ihn daran zweifeln, den Jungen gehen zu lassen.

Vorweg sei gesagt, dass es sich um keinen Roman aus der rasanten David-Hunter-Reihe handelt. Nichts desto Trotz erkennt man hier schon Becketts Können, was Spannung betrifft. Er beschreibt ein diffiziles Puzzle, das der Leser immer wieder neu zusammen legen muss, weil ein Teilchen nicht passt. Dabei geht Beckett sehr sensibel mit dem Thema Autismus um und schafft eine psychologisch fesselnde Geschichte.

Montag, 24. Februar 2014

Paulo Coelho - Veronika beschließt zu sterben

Roman, 1998

Die von Weltschmerz und einem Ohnmachtsgefühl geplagte Veronika begeht Selbstmord und überlebt. In einer psychiatrischen Anstalt soll sie sich erholen und erhält die Diagnose eines Herzfehlers, der in Kürze zum Tode führen wird.
 
Coelho bietet einen tiefen Einblick in die Entwicklung einer jungen Frau, die im Angesicht des Todes erst erkennt wie wunderbar das Leben ist. Er schreibt sehr ruhig aber ungemein emotional, so dass dem Leser die Geschichte unter die Haut geht. Eine Hommage an das Leben, trotz all seiner Widrigkeiten.

Sonntag, 23. Februar 2014

Watty Piper - Die kleine blaue Lokomotive

Kinderbuch, 1979

Der kleine Zug hat viele tolle Sachen für die Kinder auf der anderen Seite des Berges geladen, darin sind Puppen und Tiere, Spielzeuge, Süßes und Äpfel. Doch dann - oh Schreck- geht die Lokomotive kaputt.
Die Spielzeuge springen auf und versuchen einen Ersatz für die Lokomotive zu finden. Ob sie es schaffen werden?

Über das Helfen, Mitgefühl, Ausdauer und Glücklichsein. Original-Ausgabe leider vergriffen.

Samstag, 22. Februar 2014

Jojo Moyes - Ein ganzes halbes Jahr

Roman, 2012

Louisa und Will - eine Geschichte von Liebe, Freiheit und Akzeptanz.

Der bedingungslosen Liebe zu einem Menschen, die ihm die Freiheit lässt, Entscheidungen zu treffen und diese zu akzeptieren.


Und eine Geschichte, die das Leben lebenswert macht.

Ein tolles Buch, das jeder selber für sich entdecken sollte.

Freitag, 21. Februar 2014

Ronan Bennett - Zugzwang

Roman, 2007

Psychoanalytiker Dr. Otto Spethmann hat den neuen Patienten Awrom Rozental, der in Kürze an dem wichtigsten Schachspiel des noch jungen 20. Jahrhunderts teilnehmen soll. Spethmann muss Rozentals Labilität bis dahin in den Griff bekommen, doch dann beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen.

Bennett schafft eine düstere Atmospähre im vorrevolutionären St. Petersburg und lässt Intrigen und politischen Machenschaften Zug um Zug enstehen, dabei führt er den Leser so sehr in die Irre, dass er zwischenzeitlich nicht mehr weiß, wer auf welcher Seite steht. Ein Katz-Maus-Spiel, in dem Protagonist Spethman immer mehr in Zugzwang gerät.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Albert Camus - Der erste Mensch

Roman, 1960 (unvollendet)

Albert Camus reflektiert über seine eigene Kindheit in Form des Protagonisten Jaques Cormery. Es ist eine episodenhafte Aneinanderreihung verschiedener Ereignisse, die sehr sprunghaft und ohne Übergänge folgen. Die Unvollkommenheit lässt das Buch nicht so angenehm lesen, wie man es von Camus gewohnt ist.

Die vielen Anmerkungen, sowie die hinten beigefügten Anlagen mit Notizen und Ideen von Camus machen das Werk jedoch spannend- man kann erahnen, was noch folgen sollte. Aber noch interessanter ist es, mitten im Schaffensprozess einen Blick in ein Werk werfen zu können. Leider war es Camus nicht vergönnt es fertig zu stellen.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Diverse Autoren - Alles ganz einfach

2010

Unzählige Theorien gibt es auf der Welt, viele davon bestimmen unser Leben, ohne dass wir sie kennen, von einigen haben wir, die Laien außerhalb der wissenschaftlichen Welt, schon mal gehört - aber was bedeuten sie?

Die 50 wichtigsten Theorien, die die Welt bewegen, sind in diesem Buch kurz und bündig zusammen gestellt: E=mc²; Schrödingers Katze, Lamarckismus, Placebo-Effekt, Gaia-Hypothese, kognitive Psychologie...um nur einige zu nennen.
Das Ganze ist angereichert mit Biografien, der in ihrem Feld wichtigsten Forscher. Interessant geschrieben und gestaltet und (Gott sei Dank) verständlich!

Dienstag, 18. Februar 2014

Michael Ende - Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Kinderbuch, 1989

Um ihr Soll an bösen Taten für das Jahr voll zu bekommen, hecken Beezlebub Irrwirtzer und Tyrannja Vamperl am Sylvesterabend einen gemeinen Plan aus.
Doch der Rabe Jakob Krakel und Kater Maurizio di Mauro stellen sich ihnen in den Weg und versuchen den Plan zu vereiteln.

Michael Endes Charaktere sind wie immer liebevoll gezeichnet, die gruselige Umgebung - in diesem Fall die Villa Alptraum- tut ihren Teil zur Spannung. Ende vermittelt einen guten Eindruck über die Thematik "Gut und Böse" und weiß Kinder und Erwachsene zu fesseln.

Übrigens ist das Buch in Echtzeit geschrieben, wer also an Silvester mal nicht feiern geht, kann ab spät nachmittags das Buch lesen.

Montag, 17. Februar 2014

Dorothy Parker - New Yorker Geschichten

Erzählungen, 1939

Dorothy Parker zerreißt in New York alles und jeden, der ihr unter die Augen tritt, mit Vorliebe aber verlogene Menschen, insbesondere Frauen, die sich zum Beispiel hinter einer dicken Schicht Make-up oder idiotischen Moralvorstellungen verstecken.

Ihre trocken-ironische Spitzzüngigkeit mit der sie Alltagssituationen beschreibt, ist einfach nicht zu überbieten, sie trifft damit auch 80 Jahre später noch den Nerv der Zeit. Die Themen sind Leben, Liebe und Einsamkeit und man hofft für Parker, dass die zwischen den Zeilen stehenden  Geschichten nicht ihre eigenen waren.

Sonntag, 16. Februar 2014

Sir Arthur Conan Doyle - Der Hund von Baskerville

Roman, 1902

Der dritte Roman der Sherlock Holmes-Reihe von Sir Arthur Conan Doyle -Mitbegründer des Detektivromans- bietet alles was das Krimi-Leser-Herz sich wünscht: ein altes Herrenhaus, ein mysteriöses Geschöpf, das im Moor sein Unwesen treibt, eine Erbschaft, die angetreten werden soll. Und natürlich einen Meisterdetektiv, der in seiner Genialität unübertroffen ist.

Doyle weiß, wie ein Spannungsbogen beschaffen sein muss, damit der Leser die Geschichte nicht mehr weglegt, er weiß, wie Bilder zu beschreiben sind, die die wabernden Nebelbänke im heimischen Wohnzimmer aufziehen lassen und er weiß, wie wunderbar süffisant sein Hauptdarsteller räsonieren muss, um den Leser so oft wie möglich schmunzeln zu lassen.

Samstag, 15. Februar 2014

Lea Larsen - Geschichten von Fine und Fee

Kinderbuch, 2012

Die kleine Lea hat aus dem Tierheim zwei Katzen adoptiert und diese erleben ihre ersten großen Abenteuer bei Lea und ihrer Mutter zu Hause.

In kurzen Episoden werden Fine und Fees Erlebnisse erzählt: da fällt eine mal in die Badewanne, die andere wirft die neue Vase um und beide purzeln vom Weihnachtsbaum.
Liebevoll erzählte Geschichten über die beiden Kitten Fine und Fee.

Freitag, 14. Februar 2014

Nathaniel Hawthorne - Der scharlachrote Buchstabe

Roman, 1850

Ein Werk, das sich im 19. Jahrhundert provokant mit den moralischen Grundsätzen im damaligen Neu-England auseinander setzt.

Hester, die (vermeintliche) Ehebrecherin, wird mit einem "A" auf ihrer Brust gebrandmarkt und legt den Buchstaben auch nach Erlösung aus ihrer Strafe nicht ab. Der Pfarrer, Vater von Hesters Kind, versucht sich durch Selbstkasteiung von seiner Schuld zu befreien, wird aber erst erlöst, als er sich öffentlich bekennt. Roger, Hesters Ehemann, treibt den Pfarrer in den Wahnsinn und verendet nachdem er seine Macht über die Ehebrecher verloren hat.

Hawthorne setzt ein Symbol nach dem anderen ein. In jedem Wort glaubt man eine versteckte Botschaft zu finden. Vieles erspäht der Leser, vieles bleibt unentdeckt. Die Sprache mutet dabei geradezu magisch an, die Bilder prägen sich ein.

Donnerstag, 13. Februar 2014

Alexandre Dumas - Der Graf von Monte Christo

Roman, 1846

Edmond Dantès sitzt 14 Jahre lang unverschuldet in Haft und lernt dort Abbé Faria kennen, der sein Mentor wird. Faria weiß um einen Schatz, den Dantès nach seinem Ausbruch für seine Rachepläne nutzt. Der Graf von Monte Christo wird geboren.

Dumas hat einen Epos geschaffen, der von dem Thema Rache zunächst dominiert wird, nach einer Wendung in den Ereignissen aber auch davon erzählt, dass Menschen ihre Fehler eingestehen und Wiedergutmachung leisten können.
Die Geschichte ist bis ins Detail durchdacht und es kommen dem Leser keine Widersprüche unter, ebenso sind die Figuren sehr schön und nachvollziehbar gezeichnet und das Beziehungsgeflecht der einzelnen Haupt- und Nebendarsteller ist einfach nur als beeindruckend zu bezeichnen. Hin und wieder vielleicht ein wenig langatmig.

Mittwoch, 12. Februar 2014

John Irving - Garp und wie er die Welt sah

Roman, 1978

Wie eine Seifenoper liest sich die kurze Lebensgeschichte von Garp. Sowohl seine Zeugung als auch sein Ende sind ungewöhnlich. Die dreißig Jahre dazwischen sind angereichert mit der großen Liebe, dem Verrat derselbigen, der Versöhnung und vielen Schriften, die Garp veröffentlicht und die teilweise komplett mit abgedruckt sind.

Der Feminismus ist in diesem Roman ein zentrales Thema. So ist zum Beispiel Garps Mutter Jenny eine Gallionsfigur der Frauenbewegung. Irving geizt nicht mit Slapstick-Einlagen, Sex und schwarzem Humor. Er schreibt zeitbezogen und abwechslungsreich, die Dialoge sind auf den Punkt gebracht. Alltägliche Szenen wechseln mit grotesken Episoden. Einfach ein hervorragendes Buch, geschrieben von einem hervorragenden Schriftsteller!

Dienstag, 11. Februar 2014

Émile Zola - Das Paradies der Damen

Roman, 1884

Bitterarm erscheint Denise mit ihren Geschwistern in Paris bei einem Onkel um in seinem Laden zu helfen, doch dies ist nicht möglich. Dafür kann sie im nebenan eröffneten Kaufhaus "Paradies der Damen" als Verkäuferin anfangen.

Zola schildert, wie sich das Kaufhaus entwickelt und wie die angrenzenden Geschäfte im Viertel daran zu Grunde gehen. Er ist ungemein detailgetreu in seinen bildhaften Beschreibungen, schreibt flüssig und zeichnet seine Figuren hervorragend aus.

Montag, 10. Februar 2014

Arthur Miller - Hexenjagd

Drama, 1952

Handlungsort ist Salem, das im 17. Jahrhundert von Puritanern bewohnt war. Ein paar Mädchen werden bei einem okkulten Ritual erwischt und versuchen ihre Köpfe durch Denunziation anderer Bewohner aus der Schlinge zu retten. Kirche und Richter unterstützen die unglaubwürdigen Mädchen und es kommt zu Verhaftungen und Verurteilungen. Als sich alles als Schwindel herausstellt, schaffen die Autoritäten es nicht, ihre Fehler einzugestehen.

Vor dem Hintergrund der Mc-Carthy-Ära hat Miller ein- übrigens auf wahren Begebenheiten beruhendes- hoch politisches Drama geschaffen.
Hier stehen zeitlose Themen im Vordergrund, die die Jahrhunderte überdauern: Machtmissbrauch, Massenhysterie, die Unfähigkeit Fehler einzugestehen und Menschlichkeit zu zeigen.

Sonntag, 9. Februar 2014

Dan Brown - Inferno

Thriller, 2013

Robert Langdon wacht ohne Erinnerung in einem Krankenhaus in Florenz auf, er weiß nicht wie er dort hinkam oder was seine Halluzinationen von Tod, Leid und einer silberhaarigen Frau zu bedeuten haben.  Ärztin Sienna hilft ihm bei der Flucht vor einer Attentäterin und gemeinsam enträtseln sie den mit "Bio Hazard" gekennzeichneten Gegenstand, den Langdon bei sich trägt. Die ganze Geschichte steht unter dem Stern von Dante Aligheris "Göttlicher Komödie".

Dan Brown schafft es, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verknüpfen. Wieder gibt es nur ein kurzes Zeitfenster in dem sich die Ereignisse abspielen, diesmal in Florenz, Venedig und Istanbul. Brown stellt erneut seine kunsthistorischen und lokalen Kenntnisse in der stakkatohaft erzählten und rasanten Geschichte unter Beweis. Das Thema betrifft uns diesmal alle. Wenig Religion, dafür viel Moral. Das Ende eher fragwürdig.

Samstag, 8. Februar 2014

Ken Follett - Die Säulen der Erde

Roman, 1990

Einer der besten und spannendsten historischen Romane bei dem nebenbei viele interessante Fakten zur Geschichte der Kirchen-Architektur im Mittelalter einfließen.
Parallel werden die Erlebnisse der verschiedenen Figuren erzählt, darunter sind Tom Builder und seine Familie, Prior Philip, die Adligen Aliena, Richard und William.

Die gesamte Geschichte erstreckt sich über fast ein halbes Jahrhundert. Verrat, Religion, Liebe, Macht und Tod kennzeichnen die fesselnden 1.200 Seiten- und im Mittelpunkt all dessen die größte abendländische Kathedrale- die "Säulen der Erde". Es gab nicht eine einzige langweilige Seite! Grandios!

Freitag, 7. Februar 2014

Mark Twain - Die Abenteuer des Huckleberry Finn

Roman, 1884

Huckleberrey Finn ist eine spannende Abenteuergeschichte, die auf dem Mississippi spielt und gleichzeitig eine Versinnbildlichung des amerikanischen Traumes, der sich dadurch auszeichnet, dass jedem Menschen die Freiheit zur Verfügung steht, seines eigenen Glückes Schmied zu werden. Dies wir noch dadurch bestärkt, dass es sich bei den beiden Reisenden um einen jungen Außenseiter und einen rechtlosen Schwarzen im 19. Jahrhundert handelt.

Twains Sichtweise in "Huck Finn" ist die eines Jungen, der die Welt entdeckt, sich seine eigene Meinung bildet und an seinen Erlebnissen reift.
Twain schafft es mit "Huck Finn", Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu fesseln. Und jeder der das Buch gelesen hat, hat wohl versucht, sich danach auch ein Floß zu bauen.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Jeannette Walls - Schloss aus Glas

Autobiographie, 2006

Kindheitsbewältigung at its best.

Walls erzählt von ihren Kinder- und Jugendjahren, die sie mit ihren Eltern und Geschwistern in den USA mal hier, mal dort erlebte. Ende der 60er, Anfang der 70er zerren die Eltern ihre Kinder durch das Land- immer auf der Suche nach neuen Abenteuern und Jobs und auf der Flucht vor Rechnungen und Regeln.
Auch wenn die nicht angepasste Lebensart nicht kingerecht erscheint, hält Walls immer wieder vor Augen, wie stark die Familienliebe war, wie sehr Selbstständigkeit, eigenständiges Denken und Individualität gefördert wurden.

Walls schreibt episodenhaft, schnell und flüssig, als wäre sie im Rausch gewesen, dabei lässt sie Freiraum für Interpretation, denn sie schildert ihre Erlebnisse ohne Beschönigungen in einfachen Worten.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Jamie Ford - Keiko

Roman, 2009

Bei Schließung des Hotel Panama in Seattle kommen bei dem chinesischen Henry Erinnerungen an seine alte Jugenliebe Keiko hoch, die als Japanerin nach dem Angriff auf Pearl Harbour 1942 in den USA interniert wurde.

Ford beschreibt die vorsichtige Annäherung der beiden Außenseiter und ihr Zusammensein auf sensible und schlichte Art. Es ist ein Liebesroman, der auch Themen wie Generationenkonflikt und Integrationsproblematiken mit einbezieht. Von der Erzählung geht eine immense Ruhe aus und Ford führt den Leser behutsam durch die Geschehnisse. Seine Figuren sind liebevoll angelegt.

Dienstag, 4. Februar 2014

Erich Maria Remarque - Im Westen nichts Neues

Roman, 1929

Der junge Paul Bäumer und seine Schulkameraden melden sich zum Kriegsdienst im 1. Weltkrieg und werden an der Westfront eingesetzt. Von dort berichtet Paul, was ihm und seinen Kameraden während des Krieges geschah und wie sie sich von den patriotischen jungen Männern zu der desillusionierten und traumatisierten "verlorenen Generation" entwickeln.

Remarque schildert eindrucksvoll sowohl die Innenwelt Pauls als auch die äußeren grauenhaften Begebenheiten.
Es ist eine durchweg düstere Geschichte, die sich insbesondere mit den psychischen Belastungen der jungen Männer auseinander setzt. Auch wenn Remarque selber mit dem Buch kein politisches Statement abgeben wollte, so ist es doch Antikriegsliteratur, die auch heute noch Gültigkeit hat.

Montag, 3. Februar 2014

Elsa Osorio - Im Himmel Tango

Roman, 2007

Tangotänzerin Ana und Filmemacher Luis lernen sich in Paris kennen und stellen fest, dass sie gemeinsame Vorfahren in Argentinien haben. Gemeinsam recherchieren sie für einen Film, der über die beiden Familien und ihre Verbindungen sowie das Geburtsland des Tango erzählen soll.

Der Roman ist eine Familiensaga und ein Geschichtsbuch, er berichtet von den sozialen Umständen Argentiniens und der Leidenschaft der Agentinier selber. Gleichzeitg wird die Historie des Tango geschildert. Dabei wechselt Osorio oft die Perspektive und springt zwischen den Handlungssträngen.
Eine interessante Geschichte, die Lust auf mehr Südamerika-Literatur macht.

Sonntag, 2. Februar 2014

Jerome David Salinger - Der Fänger im Roggen

Roman, 1951

Holden Caufield fliegt von der Schule und macht sich kurzerhand aus dem Staub, um seinen Eltern erst zu einem späteren Zeitpunkt gegenübertreten zu müssen. Er verbringt ein paar Tage in Manhattan und entschließt sich zuletzt nach Westen zu trampen, doch dann macht seine jüngere Schwester ihm einen Strich durch die Rechnung.

Salinger schreibt vom Erwachsenwerden und der damit einhergehenden Übernahme von Verantwortung, vor der sich Holden zunächst drücken will. Die Ich-Perspektive lässt den Leser sehr schnell verstehen, wie es Holden geht, mit welchen Ängsten er umgehen muss, warum er alles was verlogen erscheint, ablehnt und wie er heranreift. Es ist einer der wenigen eingänglichen und flüssig geschriebenen Jugendromane, die überzeugend diesen Veränderungprozess zeigen.

Samstag, 1. Februar 2014

Franz Kafka - Die Verwandlung

Erzählung, 1912

Gregor Samsa erwacht eines Morgens und ist zu einem Ungeziefer verwandelt. Er muss sich dieser ungewollten Verwandlung stellen und trotz seiner eigenen Akzeptanz, kann seine Familie ihn nicht mehr als Mitglied in ihrem Bund sehen. Gregor wird mit dem Notwendigsten versorgt, aber ansonsten weggeschlossen und geheim gehalten.

Die Geschichte ist komplett in sich abgeschlossen und in einen größeren Rahmen eingebettet, alle Figuren sind klar gezeichnet und erleben eine Metamorphose, Die nüchterne Erzählweise ermöglicht eine objektive Betrachtung und daher liegt der meiste Spaß beim Lesen -wie immer bei Kafka- in der Interpretation auch wenn es im Grunde eine zutiefst traurige Geschichte ist.