Freitag, 12. Dezember 2014

Julia Engelmann - Eines Tages, Baby

Sammlung, 2014

Poetry Slam ist das neue Wort für ein Gedicht oder Text, den jemand einem Auditorium vorträgt. Viele slammen heutzutage irgendwie ein wenig. Doch die meisten wissen nicht wirklich was sie tun. Nicht so Julia Engelmann. 2013 betrat sie -eher ungewollt- die mediale Bühne mit ihrem Text "One day" und wurde im Netz millionenfach geklickt, geliked und geteilt.

In diesem Buch versammelt sie ihre besten Texte. Nachdenklich, ängstlich doch voller Lebenfreude stellt sie sich dem Erwachsenwerden und schreibt authentisch und empfindsam. Sie gibt dem Leser das Gefühl und die Motivation, dass es mehr gibt und das die Träume die ein jeder hat, gelebt werden müssen. Inspiration und Gänsehaut-Feeling!

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Ernest Hemingway - Paris Ein Fest fürs Leben

Erinnerungen, 1965

Hemingway erzählt in einzelnen Episoden von seiner Zeit im Paris der 20er Jahre. Wie er auf Pferde wettete, in Gertrude Steins Salon ein- und ausging und sich mit der schriftstellerischen Elite traf. Wie er mit seiner Frau das Leben genoss, essen ging, Champagner trank und dann wieder hungerte, weil das Geld nicht reichte.

Nie hat man den Eindruck, er würde etwas bedauern oder bereuen, er vermittelt das Leben eines glücklichen Paares, das in einer der schönsten Städte der Welt das Leben feierte. Keine gestelzten Sätze oder wortgewaltige Satzkonstrukte. Passende Worte sind: fein, leicht, liebevoll, warm und berührend. Ein wahrer Goldschatz in der Bibliothek!

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Walter Moers - Der Schrecksenmeister

Fantasy-Roman, 2007

Eißpin der sehr Schreckliche ist Schrecksenmeister über Sledwaya und wie nicht anders zu erwarten, ersinnt er einen teuflischen Plan. Dafür schließt er einen Pakt mit dem Krätzchen Echo, doch dieser ist mit einem Mal nicht mehr so angetan von der Idee getötet zu werden.

Der zweite Roman aus Zamonien wird erneut von Hildegunst von Mythenmetz erzählt, der uns bereits aus der Stadt der träumenden Bücher bekannt ist. Wie kein zweiter schafft Moers es, eine ganze traumhafte Welt erblühen zu lassen, wie es nur wenige andere Autoren können. Diese ist diesmal düster und leidvoll, aber in üblicher Manier lässt Moers den Leser immer wieder herzhaft lachen Fantasy-Märchen für Erwachsene!

Dienstag, 9. Dezember 2014

Erich Kästner - Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke

Gedichte, 1936

Ein Teil von Erich Kästners Gedichten sind hier als "Apotheke" zusammen gefasst, in der man sich umsehen kann, wenn es notwendig wird. Für jedes Leiden und Wehwehchen finden sich ein paar passende Texte, die sorgfältig von A bis Z aufgeführt werden.

Lebensnah, einfühlsam, hin und wieder ironisch und fast immer treffend, ist die Aktualität dieser Gedichte immer noch gegeben und lassen den Hilfesuchenden gerne auf Tabletten und Psychiater verzichten. Ein Seelenschmeichler!

Montag, 8. Dezember 2014

Carlos Ruiz Zafón - Der Schatten des Windes

Roman, 2001

Als der junge Daniel nach dem zweiten Weltkrieg in Barcelona auf ein fast unbekanntes Buch -"Der Schatten des Windes"-stößt, beginnt eine jahrelange Recherche zu dem Autor und der Entstehung des Romans, der Daniel so fasziniert. Unterstützt wird er von der Schwester seines besten Freundes Beatriz, in die er sich verliebt. Es stellen sich immer mehr Ähnlichkeiten zwischen Daniel und dem Autoren heraus.

Zafón hat mit seinem Roman eine super spannende Geschichte geschrieben, die zum Einen von Daniels Leben, als auch von dem Leben des Autors des "Schatten des Windes" erzählt. Die Analogien der beiden Leben werden immer wieder subtil deutlich gemacht. Zafón erweckt ein düsteres Barcelona zum Leben, seine Sprache ist teilweise poetisch und immer wieder fesselnd. Keine Seite die Langweile ausdrücken würde. Hervorragend! Übrigens ist es der erste Band eines vierbändigen Zyklus.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Arthur M. Schlesinger - Jacqueline Kennedy Gespräche über ein Leben mit John F. Kennedy

Interview, 2011

Zunächst sei gesagt, dass es sich hier um eine 1:1 Wiedergabe des gesprochenen Wortes handelt, es ist also stellenweise ein ein wenig verworrener Erzählstil seitens Jacky Kennedy, dies macht das Gespräch aber umso authentischer und auch die Person Jacqueline Kennedy sympathischer. Sie berichtet sehr offen über ihre Ehe und die politischen Machtspiele, die sie miterlebte, dabei stellt sie ihr Licht selber oftmals unter den Scheffel.

Arthur M. Schlesinger hat dazu auch eine Unmenge an Fußnoten hinzugefügt, die detailliert noch einmal wiedergeben, um was es sich bei den erzählten Ereignissen handelt.

Samstag, 6. Dezember 2014

Henrik Ibsen - Gespenster Ein Familiendrama

Drama, 1881

Frau Alving hält über Jahre die Wahrheit verbrogen: dass ihr Mann trank, hurte und faul herumlag um dann an der Syphillis zu sterben und dass das Dienstmädchen Regine eigentlich seine Tochter ist und nicht des Tischlers Tochter. Als ihr Sohn Osvald aus Paris nach Hause zurück kehrt und Regine heiraten möchte, offenbart sich das ganze Drama.

Wie so oft ein skandalträchtiges Stück, denn Ibsen greift die bestehende Gesellschaftsordnung an, indem er die Ehe der Alvings, als auch die Ehe von Regines Eltern als verlogen und falsch darstellt. Der Sohn der in Paris ein Künstlerleben führt tut das seinige und auch die Syphillis ist bis dahin nicht auf der Bühne erschienen. Aus heutiger Sicht aber wesentlich glaubwürdiger als irgendein religiöses Hirtenspiel. Die düstere Atmosphäre, die normalerweise durch den Regisseur geschaffen wird, offenbart Ibsen selbst durch seine Dialoge. Hervorragend!

Freitag, 5. Dezember 2014

Steven Jay Schneider - 1001 Filme die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist

2013

Für jeden Filmfreund und jeden der es werden möchte wohl ein Standardwerk für die Bibliothek.
Es handelt sich hier nicht nur um die Vorstellung der großen und kleinen Hollywood-Blockbuster, es werden Filme aus allen Zeiten und Ländern vorgestellt, die Kriterien für die Auswahl werden erläutert und sind nachvollziehbar. Nichts desto trotz ist Geschmack natürlich subjektiv.
Auf jeweils einer Seite finden sich kurze Handlungsbeschreibung und die wichtigsten Eckdaten, abgerundet ist das Ganze mit einem Szenenbild.
Auch die Aufmachung ist wunderschön (den Titel zieren Clark Gable und Vivien Leigh aus "Vom Winde verweht), allerdings kein handliches Buch für die Tasche mit seinen über 1.000 Seiten.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Andreas Kieling - Meine Expeditionen zu den letzten ihrer Art

Dokumentation, 2008

Gorillas, Warane, Eisbären, Luchse und andere sind die Protagonisten der Doku. Manche lassen sich gleich finden, andere stehen der Kamera skeptisch gegenüber, wieder andere fackeln nicht lange und gehen direkt zum Angriff über.

Kieling macht sich auf den Weg aussterbende Arten zu besuchen und in Bildern festzuhalten, dabei hat er einen sehr persönlichen Stil, berichtet genauso von den Problemen, die sich auf den Reisen ergeben und den Herausforderungen eines Dokumentarfilmers. Er fängt die Reiseerlebnisse mit der ihm üblichen charmant-witzigen Weise ein.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

John Steinbeck - Jenseits von Eden

Roman, 1952

Die Familiensaga der Familie Trask, die über viele Jahrzehnte hinweg zunächst von der Beziehung der Brüder Adam und Charles und im Weiteren von der Beziehung der Zwillingsöhne Aron und Caleb erzählt, findet ihren Höhepunkt in einer Variante des Kainsmythos. In ihr eingebettet ist die Familiengeschichte der Hamiltons, die zusätzlich als biographischer Anteil Steinbecks einfließt.

Die extrem vielschichtige und wortgewaltige Geschichte verschlägt einem oft die Sprache, ob ihrer monumentalen Darstellung der Gefühlswelten der Protagonisten. Die dichte Handlung ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Nicht eine Passage zieht den Unmut des Lesers auf sich. Ein Meisterwerk der Literatur!

Grandiose Verfilmung des dritten und vierten Teils mit James Dean.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Astrid Lindgren - Guck mal Madita, es schneit!

Kinderbuch, 1983

Es hat geschneit und Madita und ihre Schwester Lisabeth spielen draußen im Schnee. Leider bekommt Madita Fieber und muss zu Hause bleiben, während Lisabeth in die Stadt fahren darf, doch dann geschieht etwas furchtbares. Lisabeth weiß nicht, wie sie nach Hause kommen kann...

Eine der vielen wunderschönen Geschiten Astrid Lindgrens, die zum Einen eine tolle vorweihnachtliche Stimmung verbreitet zum Anderen aber auch ein ernstes Thema einbringt und für Kinder durchaus lehrreich ist. Die liebevollen Illustrationen sind farbenfroh und detailliert gestaltet.

Montag, 1. Dezember 2014

Leo Tolstoi - Anna Karenina

Roman, 1877

Die verheiratete Anna lernt zufällig den Fürsten Alexej Wronskij kennen und zwischen den Beiden erntflammt die Leidenschaft. Ihre anfängliche Weigerung sich auf eine Liebesaffäre einzulassen, weicht mehr und mehr. Als ihr Mann, Fürst Karenin, von der Beziehung erfährt, gibt er ihr zunächst die Chance sich zu ihm zu bekennen. Doch Anna kann sich auch danach noch nicht von Wronskij lösen, zudem wird sie immer eifersüchtiger auf eingebildete Affären ihres Liebsten, ihr Wahn reicht so weit, dass sie als einzigen Ausweg Selbstmord sieht.

Die moralischen Grundsätze der Menschen sind das zentrale Thema dieses fulminanten, wortgewaltigen Werks. Tolstoi versteht es wie kaum ein anderer eine so intensive emotionale Atmosphäre zu schaffen. Annas Entwicklung einer braven Ehefrau und liebenden Mutter hin zu einer dem Wahnsinn verfallenen Furie ist bravurös und en detail herausgearbeitet. Die Russen verstehen ihr Handwerk!

Je nachdem, welche Ausgabe man hat, muss man sich auf einiges an französischem Text (der jedoch in der Regel in der Fußnote übersetzt wird) einstellen.

Sonntag, 30. November 2014

Diverse - Weihnachten in der Badewanne

Kurzgeschichten, 2012

Hier sind ausgewählte Kurzgeschichten von T. C. Boyle, Alex Capus, Doris Dörrie und vielen anderen versammelt. Eine jede befasst sich mit dem Thema Liebe - egal ob glücklicher oder unglücklicher Liebe- und spielt in und um die Weihnachtszeit. Da ist ein Mädchen, das sich in einen Piloten verliebt der nicht zu existieren scheint. Da ist ein Mann der ein Doppelleben führt und seine Familien verwechselt.
Das Lesen in der Badewanne ist nicht zwingend notwendig, fördert aber das wohlige Gefühl, das die Geschichten verströmen. Hervorragend für die dunkle Jahreszeit geeignet.

Samstag, 29. November 2014

Friedrich Dürrenmatt - Die Physiker

Komödie, 1962

Drei Physiker die sich als geisteskrank ausgeben, sitzen in einer psychatrischen Einrichtung, wo sie zu verhindern versuchen, dass die Formel, die das Ende der Welt bedeutet nicht in falsche Hände gerät. Doch die Leiterin der Einrichtung kommt an die Dokumente und will die Weltherrschaft erringen. Als geisteskrank gebrandmarkt, können die Physiker nichts dagegen unternehmen.

Dies ist wohl ein klassisches Beispiel von "Ironie des Schicksals". Hervorragend grotesk und witzig umgesetzt, stellt sich die Frage nach der Verantwortung und den ethischen Grundsätzen der Wissenschaft. Ein tolles Stück, das man unbedingt einmal im Theater sehen muss.

Freitag, 28. November 2014

F. Scott Fitzgerald - Zärtlich ist die Nacht

Roman, 1934

Dick und Nicole haben es gut, sie können sich ein gutes Leben an der Côte d'Azur leisten. Doch Nicole leidet an einer Psychose und Dick, der auch ihr Psychiater ist, verliebt sich in die junge Schauspielerin Rosemary. Nicole verkraftet dies nicht und geläutert trennt sich Dick von Rosemary um sich nur um seine Frau zu kümmern. Doch auch Nicole verschenkt ihr Herz an jemand anderen.

Fitzgerald beschreibt wunderbar den Untergang der Beziehung der Protagonisten, der sofort beginnt. Die intensiven Gefühlslagen und die Entwicklung von Dick und Nicole ist gegenläufig und schafft ein enormes Spannungsfeld über den ganzen Roman hinweg. Fitzgeralds lebendige bildhafte Erzählungen lassen alle Highsociety-Orte und Gesellschaftsschichten der 20er Jahre erblühen. Ein herrliches Lesevergnügen.

Donnerstag, 27. November 2014

Thomas Gifford - Assassini

Thriller, 1990

Ben, der Bruder von Nonne Valentine versucht den Mord an seiner Schwester aufzuklären. Auf der Suche nach den vier Männern, die auf einem Foto von 1943 aufgenommen sind, stößt er auf weitere ungeklärte Todesfälle. Alle Spuren führen nach Rom, zu den geheimen vatikanischen Archiven und in die Vergangenheit.

Ein spannender Thriller mit vielen interessanten Fakten und Legenden, die sich rund um die Vatikanstadt ranken. Gifford schreibt schnell und schafft es den Spannungsbogen mit mysteriösen Rätseln über die gesamte Buchlänge zu halten. Wirklich packend!

Mittwoch, 26. November 2014

Mick Conefrey - Everest 1953

Bericht, 2013

Jeder kennt Edmund Hillary und Tenzing Norgay, die als erste den Mount Everest bezwangen.
Doch wer gehörte noch alles zur Expedition, wer hätte eigentlich die Erstbesteigung vornehmen sollen? Welche kleinen und großen Probleme bereitete die Expedition, was wurde im Vorfeld an Planung, Mitteln und Ideen hinein gesteckt? Wie verhält es sich mit den Mythen, die sich auch um vorangehende Expeditionen ranken? Welche Gedanken kreisten im Kopf der Teilnehmer umher?

Dies sind nur ein paar wenige Fragen die beantwortet werden. Conefrey hat aufgrund vieler Berichte,  Interviews, Tagebuchaufzeichungen und anderem die Erstbesteigung des Mount Everest so umfassend und spannend geschildert, dass es den Leser packt und er beim Lesen mit auf den Gipfel steigt. Selbst die kleinsten Details überzeugen. Ich habe selten einen so hervorragenden und faszinierenden Bericht gelesen!

Dienstag, 25. November 2014

John Irving - Bis ich dich finde

Roman, 2005

Jack wächst ohne seinen Vater auf. Seine Mutter erzieht ihn mit Hilfe ihrer Freundin. Emma, eine Schulkameradin wird die einzige Konstante in Jacks Leben, er ist ihr hörig.
Jack wird Schauspieler. Nachdem seine Mutter stirbt, macht er sich erneut auf die Suche nach seinem Vater von dem er dachte, er wolle ihn niemals sehen, doch dieser kann sogar aus Jacks Filmen rezitieren.

Irving erzählt wieder einen Lebensweg, der außergewöhnlich und überraschend verläuft. Seine Protagonisten sind Persönlichkeiten mit enormer Tiefe, teils schwächlich, teils dominant. Die psychische Ebene wird durch die detaillierten Beschreibungen hervorragend heraus gearbeitet. Irvings Stil ist wortreich und -gewaltig, ein Autor, der weiß was er schreibt und warum. Großartig!

Montag, 24. November 2014

Jules Verne - Die großen Seefahrer und Entdecker

Roman, 1868

Verne berichtet von den Entdeckern des 18. und 19. Jahrhunderts- von Cook, Mackenzie, Ross und vielen mehr, die Afrika, Asien und die Pole bereist haben, von ihren schlimmsten und schönsten Erfahrungen.

Sachlich und nüchtern präsentiert Verne sich hier ganz anders, als in seinen Aufsehen erregenden Romanen, wie z.B. "Reise zum Mittelpunkt der Erde", nicht vorwärts sondern einmal rückwärtsblickend überzeugt er durch ein riesiges Wissen und Verständnis und schafft es, dies dem Leser interessant und romanhaft zu berichten. In der Diogenes-Ausgabe mit original Illustrationen!

Sonntag, 23. November 2014

Michaela Karl - Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber

Biographie, 2011

Dorothy Parker, die scharzfzüngige und sensibel zerbrechliche Schriftstellerin war Mittelpunkt des Intellektuellenkreises des Algonquin-Hotels im New York der 20er Jahre. Mit beißendem Spot zog sie über alles her, was ihr in den Weg kam. Doch die äußere Fassade wurde mehr und mehr durchbrochen von Sucht und Depression.

Karl hat ein ironisch-tragisch-liebevolles Porträt einer empfindsamen Frau geschrieben, die versuchte sich hinter ihren Worten zu verstecken. Dabei gibt sie das Lebensgefühl der New Yorker Zeit wieder und macht nicht nur mit den zahlreichen Zitaten Lust auf die originalen Geschichten von Dorothy Parker.

Samstag, 22. November 2014

Birgit Vanderbeke - Die sonderbare Karriere der Frau Choi

Roman, 2007

Irgendwo in der französischen Pampa liegt das vergessene Dörfchen M***, doch eines Tages erwacht das verschlafene Nest, als Frau Choi ihr koreanisches Restaurant eröffnet. Mit ihrem Einfallsreichtum bringt sie die teils merkwürdigen Bewohner der kleinen Gemeinde näher zusammen. Nur wird das Leben überschattet von ein paar eigenartigen Todesfällen.

Vanderbeke hat eine Heldin skizziert, die zunächst nicht unbedingt liebenswert erscheint, jedoch vieles bewegt. Der unterschwellige Humor und die indirekte Aufforderung zum Hinterfragen machen die Geschichte zu einer amüsanten und überdenkenswerten Lektüre, die mit viel Charme ins Herz dringt.

Freitag, 21. November 2014

Simon Beckett - Die Chemie des Todes

Thriller, 2006

Der zurückgezogen lebende David Hunter wird bei dem Mord an Sally Palmer als forensischer Anthropologe hinzu gezogen. Eine weitere Frauenleiche wird gefunden und als der Mörder es anscheinend auch auf Davids Freundin abgesehen hat, beginnt ein tödlicher Wettlauf mit der Zeit.

Becketts erster Band mit David Hunter enthält alle notwendigen Elemente um die Spannung von der ersten Seite an zu halten. Rasant fliegt die Geschichte dahin, die zudem noch mit einer Menge detailliert beschriebener Leichen aufwartet. Nichts für schwache Nerven.

Donnerstag, 20. November 2014

Jean-Paul Sartre - Zeit der Reife

Roman, 1945

Mathieu, 34, Philosophielehrer, versucht sich dem Leben zu entziehen, um offen zu sein für etwas Größeres, grundsätzlich umgeht er dabei Entscheidungen und Verpflichtungen. Als seine Freundin Marcelle schwanger wird und eine Abtreibung in Erwägung zieht, versucht Mathieu das Geld dafür aufzutreiben, stößt aber auf Hindernisse. Erst durch den homosexuellen Daniel wird eine Lösung greifbar.

Der erste Band des Romanzyklus "Wege zur Freiheit" zeigt einen Antihelden, der nicht seinen Weg wählt, sondern sich treiben lässt aus Angst die falsche Entscheidung zu treffen. Als Charakterstudie betrachtet ist der Roman detailliert umgesetzt, als Geschichte ist er spannend geschrieben und der Leser ahnt, wie sich Mathieu entscheiden, bzw. eben nicht entscheiden wird. Dies wird ihm abgenommen. Sartre lässt das bohèmehafte Leben im Paris der 30er Jahre wieder aufleben. Alles aber immer etwas düster- trotzdem famos!

Mittwoch, 19. November 2014

Gerhart Hauptmann - Die Ratten

Tragikkomödie, 1911

Frau John, die sich sehnlichst ein Kind wünscht, kauft ihrem Dienstmädchen Pauline deren uneheliches Baby ab. Doch Pauline bekommt es mit der Angst vor den Behörden zu tun und meldet das Baby als ihres an. Frau John will sie daraufhin einschüchtern lassen, doch es kommt zu einem Unglück, dessen Ende nicht nur für Pauline, sondern auch Frau John den Tod bereit hält.

Hauptmanns naturalistisches Stück spricht neben den sozialen Mißständen auch die Frage an, ob sich Tragik nur im gehobenen Theater oder auch in einer Mietskaserne abspielen kann. Dabei nutzt er den typischen Berliner Dialekt, um seinen Figuren die notwendige Authentizität zu geben.

Dienstag, 18. November 2014

Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel

Roman, 1988

Casaubon, Belbo und Diotallevi arbeiten zusammen daran eine Buchreihe mit dem Titel "Die verschleierte Isis" herauszubringen, inhaltlich befasst sich die Reihe mit allen möglichen (und unmöglichen) Verschwörungstheorien. Es entwickelt sich ein intellektuelles Spiel zwischen den Dreien indem sie Verknüpfungen zwischen allen Theorien herstellen und einen fiktiven "Großen Plan" erarbeiten. Doch das Spiel wird bitterer Ernst.

Wow! Eco haut den Leser mit seinem bombastischen Wissen um. Ich kann es zwar nicht beschwören, aber ich behaupte: jede Figur, jeder Ort, jede Theorie kann nachgeprüft werden. Er verknüpft, verwebt und spinnt etwas zusammen, an das man zwischendurch immer wieder glauben könnte. Er spielt mit Fiktion und Wirklichkeit. Eine herausragende Arbeit. Schreiben kann Eco sowieso und hätt ich hier ein Puntkesystem, wärs die Höchstzahl mit fünf Sternchen.

Montag, 17. November 2014

Tana French - Totengleich

Krimi, 2009

Nicht im Körper meines Feindes, sondern im Körper des Opfers findet sich Cassie Maddox wieder, als in einem kleinen Cottage nahe Dublin eine Leiche gefunden wird. Um den Fall aufzulösen, begibt sie sich in die Rolle der Toten, die ihr aufs Haar gleicht und lebt ihr Leben weiter.

Endlich mal wieder ein wirklich spannender Krimi! Nicht nur sind die erzählerischen Fähigkeiten der Autorin super, sondern ist der Inhalt auch einmal anders gestaltet, als der übliche Krimi. Die Figuren sind super gezeichnet und machen eine authentische Entwicklung durch.

Sonntag, 16. November 2014

Jean-Michel Guenassia - Der Club der unverbesserlichen Optimisten

Roman, 2009

Michel erzählt von seinen Jugendjahren, die Zeit in der er sich das erste Mal verliebt, in der sein Bruder in den Krieg zieht, in der er beginnt Freundschaften zu schließen und erwachsen wird. Dabei wird ihm der Schachclub und seine Mitglieder in einem Nebenzimmer des Pariser Cafés Balto zum zweiten Zuhause.

Guenasias Roman erzählt neben der Geschichte Michels auch die der Clubmitglieder aus verschiedenen Perspektiven, die aus den verschiedensten Ländern nach Paris emigrierten. Der Funke der 60er Jahre springt sofort auf den Leser über- der Rauch der Gitanes, der Milchkaffeeduft, die ungezwungene Welt der Existentialisten. Und trotz aller Rückschläge haben alle die Hoffnung auf ein gutes Leben nie aufgegeben.

Samstag, 15. November 2014

Verena Lueken - Gebrauchsanweisung für New York

Gebrauchsanweisung, 2005

Nicht noch ein Reiseführer mag manch einer denken, doch weit gefehlt: Verena Lueken berichtet von ihren eigenen Erfahrungen in der Stadt. Sie macht den Versuch den Kern, die Seele New Yorks und seiner Bewohner zu beschreiben. Nicht nur von den Glamour-Orten, wie dem Times Square wird berichtet, sondern auch von den dunklen Ecken, in denen beispielsweise der Müll landet.

Lueken beschreibt ihre Lieblingsorte aber gibt zu bedenken, dass diese womöglich auch nicht mehr da sind, denn die Stadt entwickelt sich immer weiter ohne jedoch dabei zu altern. Ein kurzweiliges Vergnügen, dass man am besten vor Ort genießt.
PS: Neuauflage von 2010 erhältlich!

Freitag, 14. November 2014

Sten Nadolny - Die Entdeckung der Langsamkeit

Roman, 1983

Anfang des 19. Jahrhunderts- John Franklin braucht für sein Denken und Handeln sehr lange. Doch er nutzt seine Begabung sich alles einprägen und anwenden zu können, um seinem großen Traum näher zu kommen: als Entdecker zur See zu fahren. Er zieht in den Krieg, bereist die Welt und lernt seine Langsamkeit durch Präzision und Gelassenheit auszugleichen.

Nadolnys Geschichte ist ebenso von der Langsamkeit charakterisiert, wie sein Protagonist. Er setzt einen Kontrapunkt zur schnelllebigen Gesellschaft und führt den Leser ruhig in das Thema ein, eben das die Langsamkeit ein hohes Gut ist, denn sie ermöglicht den Blick auf Details, die sonst übersehen werden. Eine ganz bemerkenswerte Philosophie ist zwischen den Zeilen der Handlung versteckt und die ganze Erzählung entschleunigt den Leser.

Donnerstag, 13. November 2014

Jörg Kastner - Engelsfluch

Thriller, 2003

Elena Vida und Alexander Rosin ermitteln erneut in einer Reihe grausamer Morde an kirchlichen Würdenträgern, die sich in Norditalien ereignen. Überschattet wird dies von einer Spaltung der Kirche. Papst Custos in Rom sieht sich dem Gegenpapst Lucius in Neapel gegenüber.

Kastner hat wieder einen schnellen Thriller aus der Vida/Rosin-Reihe geschrieben, der durchgehend spannend und dramatisch daher kommt. Die Recherchearbeit ist meisterlich mit eingeflossen und Kastner spickt seine Geschichte mit einigen mystischen Elementen, die dem Ganzen noch ein bißchen Würze geben.