Roman, 2006
Aus Sicht des fiktiven Maximilian Aue werden die Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes in Form einer Biographie geschildert. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Sicht des Täters gewählt wurde. Aue war SS-Offizier und erlebte Stalingrad, das besetzte Paris, die Krim und das zerstörte Berlin.
Littell lässt Aue in Ich-Form erzählen, was den Leser wohl die damaligen Motive der Menschen erkennen lassen soll, die die Menschenverfolgung und - vernichtung akzeptierten und daran mitwirkten. Fiktion und Fakten werden eng miteinander verknüpft. Littell lässt seinen Protagonisten diverse Klischees eines SS-Mannes erfüllen: Hass auf die Mutter, Rechtfertigungsbereitschaft, gebildet... Doch es bleibt der bittere Geschmack des Unverständnis, denn Aue bleibt nebulös und teilnahmslos.
Auf 1.400 Seiten (nicht abschrecken lassen!) wird sehr detailliert geschildert, wie die Handlungen der Nationalsozialisten -und auch der russischen Armee- von statten gingen und wie deren Machtapparat von innen aussah. Übrigens eine großartige Recherchearbeit!
Als Skandalroman heraus gegeben und somit auch gründlich diskutiert, entwickelt sich "Die Wohlgesinnten" wohl immer mehr zu einem Standardwerk, damit die Generation, die nicht mehr mit dem historischen Thema belastet ist, einen Einblick in die Abgründe der Menschheit bekommen kann, die Geschichte nicht vergisst und die Chance nutzt, aus ihr zu lernen, ohne gleichzeitig die Schuldvorwürfe ertragen zu müssen.