Samstag, 31. Mai 2014

Audrey Niffenegger - Die Frau des Zeitreisenden

Roman, 2003

Henry leidet an einem genetischen Defekt, der ihn durch die Zeit reisen lässt. Er kann diese Reisen nicht beeinflussen, kann weder Vergangenheit noch Zukunft ändern, trifft aber immer wieder auf das selbe Mädchen. Clare. 

Niffenegger hat eine anspruchsvolle und berührende Erzählung geschrieben, deren Inhalt sich intensiv mit der Liebe zweier Menschen auseinander setzt. Die vielen Wechsel zwischen den Ereignis-Zeiten verschachteln die Geschichte ganz hervorragend, wobei (bewusst) das Thema Zeitparadox außen vor bleibt (in Folge dessen werden auch kleinere Unstimmigkeiten nicht aufgelöst). 

Freitag, 30. Mai 2014

Judith Kerr - Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

Jugendroman, 1971

Die 9-jährige Anna ist Tochter eines Schriftstellers, der aufgrund seiner Texte Deutschland nach Hitlers Machtergreifung verlassen muss. Die Familie flieht mit ihm und gemeinsam ziehen sie von einem Ort zum anderen durch Europa und werden nicht immer freundlich aufgenommen.

Kerr befasst sich mit der Flüchtlingsproblematik einer jüdischen Familie zur NS-Zeit: Heimatlosigkeit, finanziell angespannte Notlage, Sprach- und Integrationsprobleme. Damit werden Themen aufgegriffen, die auch auf heutige Flüchtlinge übertragbar sind. Ihre klare und verständliche Schreibweise regt den jungen Leser zum Nachdenken an.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Herman Melville - Moby Dick

Roman, 1851

Ismael erzählt, wie er seinem zu Hause entflieht und auf der Pequod anheuert, um auf Waljagd zu gehen. Der einbeinige Kapitän Ahab entpuppt sich dabei als dem Wahnsinn verfallen, denn sein wahres Ziel ist es, auf den weißen Wal "Moby Dick" bis in den Tod Jagd zu machen und ihm Aug in Aug gegenüber zu stehen. Die Fahrt endet tragisch.

Melville hat eine sehr anschauliche Erzählung geschrieben, die sich nicht nur mit dem Gott-Komplex des Kapitän Ahabs auseinander setzt, sondern sich auch Walen und Waljagd semi-wissenschaflich nähert. Aus Sicht des Matrosen Ismael berichtet, wird der Spannungsbogen dieser Abenteuergeschichte bis zuletzt gehalten. Und als Klassiker gehört Moby Dick in jedes gut geführte Bücherregal!

Mittwoch, 28. Mai 2014

Shan Sa - Kaiserin

Roman, 2003

Erzählt wird die Lebensgeschichte der einzigen Kaiserin Chinas: Wu Jao. Ungewollt als Mädchen auf die Welt gekommen, erregt sie dank ihres brillianten Geistes bald die Aufmerksamkeit des Regenten und wird seine Frau und später Nachfolgerin auf dem Thron. Sie setzt sich gegen alle Widersacher, Intriganten und Emporkömmlinge am Hof durch und bleibt so bis ins hohe Alter an der Macht.

Wu Jao ist eine willensstarke und auch eigenwillige Figur, die sich immer treu bleibt und ihren Weg geht, was sie sehr sympathisch macht. Der Leser verfolgt ihr spannendes Leben und lernt ein China aus einer neuen Sicht kennen. Shan Sa stellt die verbotene Stadt als zentralen Handlungsort  ungemein faszinierend dar. Eine gelungene und abgerundete Geschichte!

Dienstag, 27. Mai 2014

Brian Greene - Das elegante Universum

2000

Mal wieder Physik :-) Was sind Superstring- oder M-Theorie? Warum sollte sie zur Weltformel erhoben werden? Warum kollidieren dabei Relativitätstheorie und Quantenmechanik obwohl sie in sich vollkommen logisch und geschlossen sind?

Brian Greene schafft es die theoretischen Ansätze verständlich und anschaulich zusammen zu fassen ohne seitenlange Formeln zu verwenden. Es ist einfach immer wieder interessant zu lesen, wie die Welt sowohl im Großen als auch im Kleinen zu funktionieren scheint- oder eben auch nicht. Wer nicht bereit ist in mindestens 11 Dimensionen zu denken, sollte die Finger hiervon lassen.

Montag, 26. Mai 2014

Sarah Lark - Im Land der weißen Wolke

Roman, 2007

Zwei junge englische Frauen machen sich auf den Weg nach Neuseeland., wo sie heiraten sollen. Sie wissen kaum was sie erwartet und bald stellt sich heraus, dass ihre Vorstellungen in keinster Weise erfüllt werden. Das Land ist weit, die Männer verroht, die Kultur der Maori fremd. Doch sie schlagen sich durch.

Dies ist der Beginn einer noch weitere Bücher umfassenden Familiensaga, die in einem faszinierenden Land spielt. Dass Lark das Land und die Kultur liebt, wird mit jedem Satz vermittelt. Die Geschichte zeugt von Spannung und Abenteuer, aber auch von Liebe, Verlust und enormen Herausforderungen. Larks Stil ist klar, bildhaft und angenehmen fließend, ohne irgendwelche Längen aufzuweisen. Kaum aus der Hand zu legen!

Sonntag, 25. Mai 2014

Gustave Flaubert - Madame Bovary

Roman, 1856

Emmas Leben und Ehe verspricht eine ruhige genügsame Zeit in gutem Hause zu werden. Doch die ungestüme Frau verlangt mehr vom Leben. Sie nimmt sich Liebhaber, kauft teure Luxusgüter und verwirrt sich immer mehr in Lügengeschichten, um ihre Sucht vor ihrem Mann zu verbergen. Als alles aufzufliegen droht, entzieht sie sich der Konfrontation.

Die tragische Geschichte einer unglücklichen Frau, die nicht genug kriegen konnte und sich immer weiter in etwas hineinsteigert, ohne das Gute zu sehen, das sie bereits besitzt. Flauberts Erzähler hält Abstand zu den Protagonisten, doch die Erzählweise lässt das Innenleben schnell erkennen. Es ist eine ergreifende und bestürzende Erzählung, die die Frage stellt, wann der Mensch glücklich ist.

Samstag, 24. Mai 2014

Gotthold Ephraim Lessing - Miß Sara Sampson

Drama, 1755

Die tugenhafte und empfindsame Sara brennt mit ihrem Geliebten Mellefont durch, da ihr Vater der Heirat zunächst nicht zustimmen möchte. Auch die Ex-Geliebte Mellefonts Marwood versucht die Liebe der beiden zu vereiteln. Dabei geht sie über Leichen.

Dies ist das erste Werk, das mit dem Untertitel "Ein bürgerliches Trauerspiel" die breite Masse und nicht die gebildete Oberschicht ansprach. Lessing verwendete eine Sprache, die jeder verstehen konnte. Der Leser identifiziert sich mit Figuren und Handlung. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Vorlage für die heutige Seifenoper, selbstredend mit dem Unerschied eines hohen literarischen Anspruchs.

Freitag, 23. Mai 2014

Jonas Jonasson - Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Roman, 2009

Allan flieht an seinem 100. Geburtstag aus dem Altenheim und beginnt eine Reise, die ihn mit vielen neuen Menschen zusammenbringt, die zu seinen Freunden werden. Sein Leben war bereits geprägt von vielen Bekanntschaften und Erlebnissen, doch nun scheint er endlich zur Ruhe zu kommen.

Die liebevoll beschriebenen Personen gehen die oft überraschenden Ereignisse mit viel Witz und Charme an. Insbesondere Allan, dessen Leben in Rückblenden erzählt wird, ist der Star dieser Lektüre, auch wenn er sich dessen nicht bewusst zu sein scheint. Für ihn kommt es eben wie es kommt. Jonasson hat eine wirklich unterhaltsame und spannende Geschichte geschrieben, die mit viel Ironie aufwartet.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Scott McBain - Die Geheimloge

Thriller, 2000

Die Wahl eines neuen Meisters des Kollegium, der die Reichen und Herrscher der Welt berät, steht an. Die fünf Auserwählten Tanya, Sebastien, Rex, Ivan und Andrew machen sich auf, um die Prüfungsaufgabe zu lösen und gehen dabei über Leichen.

Ein rasanter und spannender Thriller, der neben Verschwörungstheorie und Mordserie auch alle anderen notwendigen Elemente beinhaltet, um den Leser zu fesseln. Hin und wieder vielleicht ein wenig klischeehaft, jeodch eine interessante Thematik: wie weit geht der Mensch, um Macht zu erlangen? Und damit in jedem Fall lesenswert.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Daniel Kehlmann - Die Vermessung der Welt

Roman, 2005

Abwechselnd werden die Lebensläufe von Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt erzählt. Der Eine, der mehr in Isolation seinen mathematischen und naturwissenschaftlichen Interessen nachgeht und der Andere, der weltmännisch die Erde persönlich erforscht. Die Beiden verbindet ihre Genialität und die dadurch bedingten positiven und negativen Effekte.

Kehlmanns nüchterner ironischer Stil lässt Wirklichkeit und Phanatasie verschwimmen und lehnt sich an die Erzählweise des 19. Jahrhunderts an. Die Geschichte über zwei große Geister ist schnell und spannend geschrieben, die historische Realität ist allerdings weniger gegeben.

Dienstag, 20. Mai 2014

Zelda Fitzgerald - Ein Walzer für mich

Autobiographischer Roman, 1932

Die wunderschöne und verwöhnte Alabama heiratet Maler David, doch nach kurzer Zeit beginnt sie sich in der Ehe zu langweilen. Ihr Mann wird zum gefeierten Künstler und sie selbst scheint auf der Strecke zu bleiben. Doch dann entdeckt sie ihre Begeisterung für den Tanz und gibt sich vollkommen der neuen Leidenschaft hin.

Zelda Fitzgerald stand Zeit ihres Lebens im Schatten ihres berühmten Mannes, um so mehr hätte man sie für dieses Werk schätzen müssen. Vollkommen offen gibt sie Einblicke in eine zerrüttete Ehe und spricht über ihre Gefühle. Ihr warmer Erzählstil lässt den Leser mitfühlen, teilweise aber auch kopfschütteln ob der Entscheidungen Alabamas.

Montag, 19. Mai 2014

Feven Abreha Tekle - Ich wollte nicht töten!

Biographie, 2006

Die Geschichte einer Frau, die als Soldatin in Äthiopien unfassbare Gräueltaten erleben muss, als sie zur Waffe gerufen wird. Sie verweigert sich den aufgezwungnen Verhältnissen und flüchtet- dabei lässt sie alles zurück. Nur das Überleben und das Übersetzen nach Europa zählt.

Jede Zeile geht unter die Haut und es stellt sich immer wieder die Frage, wie es soweit kommen kann, dass sich Menschen, teilweise bisherige Nachbarn, gegenseitig massakrieren. Tekle ist eine starke Persönlichkeit, die es schafft, sich zu lösen. Doch wieviele schaffen es nicht?

Sonntag, 18. Mai 2014

Jane Austen - Stolz und Vorurteil

Roman, 1813

Als Elizabeth Bennett den aristokratischen Mr. Darcy kennenlernt, kann man nicht von Liebe auf den ersten oder auch zweiten Blick reden. Sie hält ihn für arrogant und stolz und lässt ihn dies wissen. Er jedoch ist angetan von ihrer Schlagfertigkeit und verliebt sich in sie, doch an seinem Verhalten muss er etwas ändern, sonst wird er Elizabeth nicht für sich gewinnen.

Jane Austen erzählt eine Liebesgeschichte deren Entwicklung die Haupthandlung darstellt, dabei ist die Kommunikation zentral in der Geschichte: falsches Verstehen und falsches Ausdrücken, führen immer wieder zu Problemen, die dafür sorgen, dass ein Happy End nicht möglich scheint. Der flüssige Erzählstil und die ironischen Töne machen den Roman zu einer sehr amüsanten Erzählung, die auch heute noch in der Thematik aktuell ist.

Samstag, 17. Mai 2014

Marina Lewycka - Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch

Roman, 2005

Vater Nikolai heiratet mit 84 Jahren noch einmal- und zwar die vollbusige Ukrainerin Valentina. Nikolais Töchter sind entsetzt und befürchten das Schlimmste. Bald sehen Sie sich in ihren Befürchtungen bestätigt, doch alles hat seine zwei Seiten.

Lewycka hat einen sympathischen Stil: einfach, klar, ironisch. Oft kommt der Leser aus dem Schmunzeln nicht mehr raus und doch stimmt sie nachdenklich. Wie weit kann und darf der Mensch in seinen Beziehungen zu anderen gehen? Hervorragende Strandlektüre!

Freitag, 16. Mai 2014

Thomas Wolfe - Die Party bei den Jacks

Roman, zwischen 1930-1938

Bei den Jacks kommt die High Society New Yorks zusammen. Der bevorstehende Börsenkrach ist kein Thema, man amüsiert sich und feiert, dass sich die Balken biegen. Als das Haus Feuer fängt, trifft man sich unten auf der Straße und bei einem abschließenden Drink ist es gewiss, dass nichts mehr so sein wird wie früher.

Wolfe hat den Roman leider nicht mehr überarbeiten können, die Kapitel sind teilweise unzusammenhängend, doch der satirische Ton bedarf keiner großen Verfeinerung. Die Gesellschaftskritik ist eindeutig, die detaillierten Beschreibungen auffallend. Wortdichte und Ausdruck sind vergleichbar mit einem Fitzgerald.Großartig!

Donnerstag, 15. Mai 2014

Ken Follett - Der Schlüssel zu Rebecca

Roman, 1982

Afrika im zweiten Weltkrieg. Rommel rückt auf Kairo vor und der deutsche Spion Wolff soll eine codierte Botschaft übermitteln. Als Europäer in der arabischen Welt lernt er sich zu verhalten und zu geben wie ein Araber und schlägt sich durch, dabei ist ihm immer Major Vandam auf den Fersen.

Ein wirklich spannender Spionagethriller, der zu einer interessanten Zeit in einem sehr interessantem Land spielt. Follets Stil ist hier wunderbar klar und unterhaltsam. Eine kurzweilige Lektüre mit einer interessanten Liebesgeschichte.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Thomas Bernhard - Frost

Roman, 1963

Der namenlose Ich-Erzähler, ein Medizinstudent, wird beauftragt den skurillen Maler Strauch in seinem Schaffensort zu besuchen und beobachten. Die Aufzeichnungen des Schreibers geben fast ausschließlich die Weltsicht und damit einhergehend den Pessimismus Strauchs wieder.

Es geht in diesem Roman nicht um Handlung, es geht um das Innenleben eines zutiefst schwarzseherischen Menschen, der fern der Welt gegen eben diese kämpft. Mit dem eher nüchternen Schreibstil lässt Bernhard die ganze morbide Sichtweise auf den Leser los. Alles in allem ist der Roman an Hoffnungslosigkeit wohl kaum zu überbieten, doch das macht ihn auch sehr authentisch.

Dienstag, 13. Mai 2014

Umberto Eco - Der Name der Rose

Roman, 1980

Im 14. Jahrhundert machen sich Franziskaner William und sein Novize Adson auf zu einer Benediktiner-Abtei um mit anderen Vertretern der Kirche theologische Fragen zu diskutieren. Das Treffen wird von myteriösen Todesfällen überschattet und William wird vom Kloster-Abt zu Rate gezogen. Mit seinen unkonventionellen Mitteln löst er letzlich den Fall, kann die tragische Wendung der Geschichte jedoch nicht verhindern.

Eco schreibt unglaublich bildhaft und spannend. Die vordergründige Geschichte, in der es um die reine Lösung der Todesfälle geht, rückt mehr und mehr in den Hintergrund zu Gunsten der Erzählungen von innerkirchlichen Machtkämpfen und der Auseinandersetzung mit der menschlichen Vernunft. Hervorragend!

Montag, 12. Mai 2014

Paul Auster - Unsichtbar

Roman, 2009

Es handelt sich um die Lebensgeschichte Adam Walkers, die zum Teil von ihm selber, zum Teil von einem Studienkollegen, zum Teil durch Tagebucheintragungen erzählt wird. Bei dem ausschlaggebenden Ereignis, das Walker seine Geschichte aufschreiben lässt, handelt es sich um einen gewalttätigen Zwischenfall, den er mit ansieht und erst zu einem späteren Zeitpunkt anzeigt.

Auster hat eine verschachtelte Erzählweise gewählt, bei der nicht klar ist, ob es sich bei allen Episoden um wahre Ereignisse handelt, da er die erzählte Wahrhet immer wieder in Frage stellt. Alles in allem ist es eine düstere Geschichte, von der man nie genau weiß, wer eigentlich der Autor, bzw. Erzähler ist, was die besondere Faszination ausübt, manchen Leser aber vielleicht irritiert.

Sonntag, 11. Mai 2014

Anne Brontë - Agnes Grey

Roman, 1847

Agnes Grey versucht als Gouvernante den sozialen Status ihrer Eltern und ihrer Schwester aufrecht zu erhalten. Auch wenn ihr von den Zöglingen und deren Eltern Steine in den Weg gelegt werden, erträgt sie doch die Situation. Als ihr Vater stirbt, kehrt sie zur Familie zurück und eröffnet eine Schule. Der Landpfarrer Weston hält zudem um ihre Hand an.

Wie ihre Schwestern Emily und Charlotte wird Anne Brontës Werk dem viktorianischen Gouvernantenroman zugeordnet, der immer zum Thema die soziale Not dieser Frauen hat. Besonders ist hier jedoch, dass Agnes Grey die Stelle nicht nur antritt, um der Not zu entkommen, sondern ebenfalls nach Selbstverwirklichung sucht.

Samstag, 10. Mai 2014

Alfred Andersch - Der Vater eines Mörders

Erzählung, 1980

Ende der 20er Jahre an einem deutschen Gymnasium - Rektor Himmler ist zu Besuch im Unterricht und stellt die Schüler auf die Probe. Der aufgerufene Franz kann die Aufgaben nicht bewältigen und wird in Folge dessen vom Rektor bloß gestellt. Im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass Franz mit des Rektors Sohn Heinrich sympathisiert.

Andersch scheint auf seine Weise den Versuch einer Erklärung zu machen, wie es zu Hitler und dem Nationalsozialismus kommen konnte. Er beschreibt dabei einen Punkt, im Leben des Menschen zu dem er sehr beeinflussbar ist und der zu einer Meinungsbildung führen kann. Er reduziert das Ereignis auf ganz einfache, klare und verständliche Weise.

Freitag, 9. Mai 2014

Nicholas Evans - Der Pferdeflüsterer

Roman, 1995

Nach einem schweren Reitunfall, bei dem die junge Grace ein Bein verlor, müssen sowohl Grace als auch ihr Pferd Pilgrim neuen Lebensmut fassen. Die treibende Kraft ist Mutter Annie, die kurzerhand Pferd und Kind zu dem tausende Kilometer entfernten "Pferdeflüsterer" schleppt, um die Beziehung der Beiden zueinander und zu ihrem Leben wieder aufzubauen. Ein langwieriger und anstrengender Weg, der auch an Annie nicht spurlos vorbei geht.

Evans hat die verschiedenen Beziehungen der Protagonisten zueinander wunderbar herausgearbeitet. Mit allen kann der Leser mitfühlen. Die Themen Vertrauen, Lebenswille und Glaube sind zentral. Evans flüssiger und klarer Stil unterstützt die teils intensiven Beschreibungen.

Donnerstag, 8. Mai 2014

Stephen Hawking - Die kürzeste Geschichte der Zeit

Wissenschaft, 2005

Die kürzeste Geschichte der Zeit ist -wie der Titel bereits vermuten lässt- die Überarbeitung zu "Eine kurze Geschichte der Zeit", in der Hawking die Relativitätstheorie und Quantenmechanik kompakt erklärt. Hierbei geht er zwar auf verständliche Weise vor, einfach nachzuvollziehen ist es dennoch nicht. Angereichert wird die neue Ausgabe mit aktuellen Themen der Kosmologie sowie der M-Theorie.

Wer wissen will, was Physiker bereits entdeckt haben und noch entdecken können, wird hier auf seine Kosten kommen. Wem bereits die Wörter Spin, String und Quark zu viel sind, sollte die Finger davon lassen.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Emmy von Rhoden - Der Trotzkopf

Mädchenbuch, 1885

Die 15-jährige Ilse Macket wächst wild und frei auf, bis eine neue Stiefmutter ins Haus kommt. Ilse muss auf ein Mädchenpensionat gehen und sich in das strenge Reglement eingewöhnen, das aus ihr eine wohlerzogene junge Dame machen soll. Zunächst tut sie sich schwer und droht hinaus geschmissen zu werden, doch schon bald gelingt es ihr, sich einzuordnen und zu erkennen mit welchen Vorteilen dies behaftet ist.

Inhaltlich ist die Geschichte natürlich nicht mehr zeitgemäß. Thematisch muss wohl jeder Teenager auch heute noch eine rebellische Phase durchlaufen, um sich zu einem wohlerzogenen (oft leider auch unerzogenen) Menschen zu entwickeln. Von Rhoden hat sowohl die Charaktere als auch die Handlung sehr liebevoll angelegt, sodass der Leser sich gut einfühlen kann.

Dienstag, 6. Mai 2014

Maarten 't Hart - Der Flieger

Roman, 1998

Der eigensinnige, vielleicht auch etwas verschrobene, protestantisch-getaufte Grabmacher einer kleinen niederländischen Gemeinde soll die Gräber der Katholiken umbetten. Erzählt wird die Geschichte von des Grabmachers Sohn. Gemeinsam wachsen Vater und Sohn an ihren Aufgaben, Symbol dafür ist der Flieger, den sie bauen.

't Hart beschreibt seine Figuren liebevoll und liebenswert, die Handlung verläuft klar und schnell. Die sich durchziehende Ironie, die niemals schwarz wird, lässt den Leser oftmals schmunzeln. Dabei verarbeitet 't Hart seine eigenen Kindheitserfahrungen und ficht die in den 50er Jahren bigotte Welt an.

Montag, 5. Mai 2014

Jurek Becker - Jakob der Lügner

Roman, 1969

Jakob besitzt ein Radio- dieses Gerücht verbreitet sich in Windeseile im polnischen Ghetto. Die Nachrichten, die verbreitet werden, geben Hoffnung auf eine baldige Befreiung, der Lebensmut der Ghetto-Bewohner steigt wieder. Doch die Wahrheit sieht anders aus: weder besitzt Jakob ein Radio, noch kennt er die Nachrichteninhalte.

Becker schafft eine Symbolfigur, die für Hoffnung und Glaube steht. Jakob, der aus einer Notlüge heraus, die neusten Nachrichten erfinden muss, muss schnell feststellen, wieviel von den positiven oder negativen Inhalten abhängt. Er versucht sich aus der Situation zu lösen, da ihm die Last zu groß wird. Becker beschreibt wunderschön und tragikkomisch, wie Jakob sich immer weiter verstrickt und lässt am Ende offen, ob eine Befreiung stattfindet oder nicht.

Sonntag, 4. Mai 2014

Philippe Collas - Mata Hari

Biographie, 2003

Margaretha Zelle, die sich als Künstlerin Mata Hari nennt, wird für den deutschen Geheimdienst rekrutiert und lebt in Paris auf großem Fuß. Ob und wieviel sie weitergeben konnte, ist bis heute nicht dokumentiert. Ebenso, ob ihr die Gefährlichkeit ihrer Handlungen bewusst war. Tatsache ist jedoch, dass Sie aufgrund Ihrer Tätigkeiten zum Tode verurteilt wurde.

Collas verknüpft die historischen Fakten und Überlieferungen in Rückblenden zu der ganzen Geschichte der Mata Hari und lässt diese einzigartige Frau zum Leben erwachen. Collas hatte den Vorteil neues Material zum Fall Mata Hari auswerten zu können und kommt aufgrund dessen zu einem interessanten Schluss, der hier nicht verraten wird.

Samstag, 3. Mai 2014

Oscar Wilde - Das Gespenst von Canterville

Erzählung, 1887

Die amerikanische Familie Otis zieht nach Schloss Canterville und trotzt den Spukversuchen des dort polternden Gespenstes Sir Simon. Weder werden rasselnde Ketten, noch wiederkehrende Blutflecken ernst genommen. Nein, sogar Streiche werden dem Gespenst gespielt, das nun eigentlich nur noch nach Erlösung sucht.

Wilde hat seine Satire wunderbar bildhaft geschrieben. Sowohl über die sorglose Familie Otis als auch Sir Simon wird hergezogen und die Situationen, die sich ergeben, lassen den Leser sich vor Lachen biegen. Eine Geschichte für jede Generation!

Freitag, 2. Mai 2014

Vicki Baum - Hotel Shanghai

Roman, 1939

Shanghai, 30er Jahre. Im internationalen Hotel treffen die verschiedensten Menschen aufeinander. Arm und reich, glücklich und unglücklich, aus den verschiedensten Kulturkreisen. Ihre Schicksale sind miteinander verwoben und erleben nun ihr gemeinsames Ende.

Baum stellt in der ersten Hälfte ihres Romans alle Protagonisten und deren Lebenswege vor, die sie nach Shanghai führen. Die Handlung setzt erst danach ein und nimmt rasant an Fahrt auf, insbesondere im letzten Drittel treten unvermittelt Wendungen ein, die nicht zu erwarten waren. Hin und wieder vielleicht ein bißchen zu langatmig, aber dennoch sehr interessant und bildhaft geschrieben.

Donnerstag, 1. Mai 2014

Nicole C. Vosseler - Unter dem Safranmond

Roman, 2008

Maya, wohlbehütet im Oxford des 19. Jahrhunderts aufgewachsen, plagt das Fernweh. Als sie Ralph, einen Militärkameraden ihres Bruders, kennenlernt, der in Indien stationiert ist, fackelt sie nicht lange und brennt mit ihm durch. Doch anstatt nach Indien zu gehen, wird Ralph nach Arabien zwangsversetzt. Die Liebe zerbricht.

Vosseler schreibt eingängig und wunderbar fließend, so dass der Leser sanft in die exotischen Welten geführt wird. Nebenbei lässt sie viele politische und historische Hintergründe mit einfließen. Insbesondere auch die Begegnungen mit Richard Francis Burton und Rashad al-Shaheen machen den Roman zu einer kulturellen Lesereise.