Montag, 31. März 2014

Sir Arthur Conan Doyle - Eine Studie in Scharlachrot

Roman, 1888

Der erste Auftritt des genialen Sherlock Holmes und Dr. John Watson. Im Gegensatz zu den folgenden SH-Romanen und Erzählungen wurde die Geschichte hier in zwei Teile halbiert. Im ersten lernen sich Watson und Holmes kennen und lösen gemeinsam ihren ersten Fall. Im zweiten Teil werden die Beweggründe und die Vorgeschichte des Täters geschildert.

Die Geschichte ist schwungvoll und gradlinig geschrieben, alles ergibt einen logischen Sinn, sonst wäre wohl auch nicht Sherlock Holmes der Protagonist.
Doyle schafft es mit seinem Debütroman die wunderbar atmosphärische Welt Londons um die Jahrhundert-Wende herbei zu schreiben.
Faszinierender als der Fall an sich, ist aber das Kennenlernen der beiden Protagonisten und deren Beziehung zueinander.

Sonntag, 30. März 2014

John Steinbeck - Früchte des Zorns

Roman, 1939

Familie Joad -bedroht durch Dürre und Depression- macht sich auf den Weg, Oklahoma zu verlassen und in Kalifornien einen Neuanfang zu versuchen. Optimistisch und blauäugig glauben sie an das "geheiligte" Land, das auch dem kleinen Mann Arbeit, Essen und Frieden geben soll. Der Traum löst sich jedoch bald in Luft aus.

Steinbeck gibt seinen Romanen eine Dichte und Atmospähre, die überwältigend sein kann. Die detaillierten Darstellungen seiner Protagonisten und die intensiv beschriebene Handlung lassen den Leser alles vor dem inneren Auge erscheinen- besser als in jedem Film!

Samstag, 29. März 2014

Heinrich Böll - Ansichten eines Clowns

Roman, 1963

Hans Schnier gibt sich nicht dem Nachkriegswohlstand hin, er wählt keinen standesgemäßen Beruf und führt kein hochherrschaftliches Leben. Er entscheidet sich, nicht wie alle anderen eine innere Maske zu tragen. Doch dann verlässt ihn seine Frau und kläglich sitzt er wie ein Bettler vor dem Bahnhof.

Böll erzählt von der Nachkriegswelt, den nicht verarbeiteten Erinnerungen und den neuen Werten. Er kritisiert Staat, Kirche und das menschliche Verhalten und ohne viel Gerede wird dem Leser aus heutiger Sicht klar, dass es sich wohl auch im 21. Jahrhundert noch so verhält.

Tommy Jaud - Hummeldumm

Roman, 2010

Sina und Matze haben endlich ihre Traumwohnung mit Rheinview gefunden, vor dem Umzug gehts aber nochmal in den Urlaub: Gruppenreise in Namibia. Ein Höllentrip beginnt, vor allem für Matze, der sich weder für den reimenden Pepi, noch die schusselige Trixi und schon gar nicht für den 1011. des Ironman Triathlon erwärmen kann.

Jaud lässt mal wieder die Balken krachen, alle wichtigen Reise-Klischees sind verteten und vorzüglich überzogen. Ein Riesen-Spaß im typischen Jaud-Stil!

Donnerstag, 27. März 2014

Franz Kafka - Der Process

Roman, 1915

Josef K. wird eines morgens festgenommen ohne dass er den Grund dafür kennt. Das Gericht, das ihn anklagt und später auch verurteilt, lernt er nur in Form eines bürokratisch-irrwitzigen Labyrinths kennen. Der Prozess als solcher bleibt Josef K. und dem Leser verborgen.

Kafka schreibt sachlich und distanziert, Realität und Traum fließen in kafkaesker Manier ineinander, was einen Erstleser zunächst irritieren wird. Kafka hat das Werk leider nie vollendet, daher bieten sich aber wundervoll viele Interpretationsansätze. Ich bevorzuge die Frage nach der Unterscheidung von Recht/Gesetz und Gerechtigkeit, sowie dem Sinn und Unsinn von bürokratischen Gerichten.

Mittwoch, 26. März 2014

Sherko Fatah - Das dunkle Schiff

Roman, 2008

Kerim sucht seinen Weg und gerät dabei zwischen die Fronten. Er möchte ein normales Leben führen, doch die Gotteskrieger bringen ihn auf Abwege. Nach seiner Flucht aus dem Irak ergreift er die Chancen, die sich ihm bieten- im beruflichen Sinne, wie auch in der Liebe, doch die Vergangenheit holt ihn immer wieder ein.

Fatah benutzt eine schlichte Sprache, die den Leser immer wieder auf Distanz zum Protagonisten hält. Es scheint nicht darum zu gehen, Kerims Handlungen zu verstehen, sondern die eigenen Überlegungen in den Vordergrund zu stellen- würde der Leser selber so handeln oder hätte er es wirklich besser gemacht?

Dienstag, 25. März 2014

Mark Spörrle / Lutz Schumacher - "Senk ju vor träwelling"

Humor, 2008

Wer kennt sie nicht? Die Spirenzen, die die Deutsche Bahn mit uns treibt und die Spirenzien, die wir mit uns treiben lassen. Sie scheint es sich in den Kopf gesetzt zu haben, das Bahnfahren zum Überlebenstraining zu machen. Der geschulte Pendler kann damit umgehen, der Erst- oder Hin-und-wieder-Fahrer jedoch braucht Hilfe.

Spörrle und Schumacher haben Anekdoten und Überlebenstipps gesammelt, um das Warten auf dem Bahnsteig, das Warten während der Fahrt und das Warten beim Umsteigen zu überbrücken. Herzhaft lachen ist die Devise beim Lesen, denn sonst würde einen die Verzweiflung übemannen.

Eins ist aber sicher: man kommt immer an - irgendwie, irgendwan, irgendwo...

Montag, 24. März 2014

Marcus du Sautoy - Das Geheimnis der Symmetrie

2007

Mit einer autobiografischen Komponente gespickt, nimmt du Sautoy den Leser mit in seine Welt- sowohl die Welt als solche, als auch die Welt der Symmetrien.

Wo sind Symmetrien in der Welt zu finden und wie werden sie mathematisch ausgedrückt? Damit beschäftigt sich du Sautoy und schafft es als Experte die Sprache des Laien zu sprechen, um den Mathematik-Interessierten die Zahlenwelt auf verständliche Art näher zu bringen.

Die historischen und geografischen Darstellungen sind dabei eben so wenig zu verachten, wie die Anekdoten und humoristischen Darstellungen einiger sonderbarer Mathematiker.

Sonntag, 23. März 2014

Eugène Ionesco - Die Nashörner

Erzählung, 1957

Mit einem Mal läuft ein Nashorn durch die Stadt. Und es bleibt nicht das Einzige. Nach und nach verwandeln sich alle Menschen um den Protagonisten Behringer. Er versucht, seine Freunde und Kollegen davon zu überzeugen die Verwandlung nicht zu zu lassen, obwohl er sich dabei jedes Mal fragt, ob die Metamorphose eventuell normal ist oder doch nicht.

Ionesco zeigt auf, wie es zu totalitären Regimen kommen kann und wie beeinflussbar der Mensch als Mitläufer ist. Dabei hat er als Gegenstück dazu Behringers Entwicklung, der sich davon abgrenzt, hervorragend gezeichnet. Ich würde die Erzählung immer dem Theaterstück vorziehen!

Samstag, 22. März 2014

Walter Isaacson - Steve Jobs

Biografie, 2011

Eine detaillierte Biografie eines ungemein interessanten Menschen, der nicht nur Technik mit Design verband und mit beidem Maßstäbe setzte, sondern sich auch in Indien mit Buddhismus beschäftigte und sich dazu bekennt, zeitweise zum Frutarier wurde und seine erste Tochter verleugnete.

Isaacson hat mit seinem romanhaften Stil ein wirklich faszinierendes Bild eines ambivalenten Visionärs geschaffen, das er selber, so wie auch der Leser, neutral betrachten kann. Viel Bildmaterial, Anekdoten und Zitate vervollständigen diese sehr gelungene Biografie.

Achtung: Nicht die erste Auflage kaufen- mangelhafte Übersetzung!

Freitag, 21. März 2014

James Herriot - Kater Moses

Kinderbuch, 1979

Tierarzt James Herriot macht sich auf den Weg zu einem Bauernhof, um eine kranke Kuh zu behandeln. Doch dann entdeckt einen kleinen schwrzen Kater zwischen dem Schilfgras und nimmt ihn mit. Auf dem Hof wird dem kleinen hilflosen Ding ein warmer Empfang bereitet.

Eine der vielen Geschichten des Tierarztes, die wunderschön illustriert auch in Deutschland als Kinderbuch erschien und neben vielen anderen Geschichten aus der Herriot-Serie mein Favorit ist. Sowohl Text als auch Bild sind mit Liebe zum Detail gzeichnet.
Originalausgabe leider vergriffen :-(

Donnerstag, 20. März 2014

Victor Hugo - Der Glöckner von Notre Dame

Roman, 1831

Quasimodo, der körperlich enstellte Glöckner, verliebt sich in die wunderschöne Zigeunerin Esmeralda. Die verheiratete Esmeralda jedoch liebt einen anderen. Die beiden Außenseiter verbindet ihre Fähigkeit zu Mitgefühl und Erbarmen, doch die Ereignisse führen zu einem tragischen Ende.

Hugo zieht den Leser in die Zeit des dunklen Mittelalters, das geprägt ist durch Unverstand, Aberglaube und politisch-kirchliche Machenschaften. Er schafft ein wirklichkeitsgetreues Bild der damaligen Lebensart, der wunderschönen Kathedrale Notre-Dame und des Paris im 15. Jahrhundert. Dabei erzählt er die Geschichte einiger Menschen, deren Schicksale tragisch miteinander verbunden sind.

Mittwoch, 19. März 2014

Hans Christian Andersen - Das Mädchen mit den Schwefelhölzern

Märchen, 1845

Von den vielen Märchen, die man als Kind hört, ist dies eines der nachhaltigsten. Es geht nicht um einen schönen Prinzen oder eine anmutige Prinzessin, sondern um ein armes Mädchen, das sich nicht nach Hause traut und am Silvesterabend auf der Straße erfriert.

Die Hoffnung, das Mädchen möge überleben, weil es sich an den Schwefelhölzern erwärmt, wird dem Leser sanft genommen.
Ein Gänsehaut-Märchen!

Dienstag, 18. März 2014

Christopher Moore - Ein todsicherer Job

Roman, 2006

Unvermittelt ist Charlie Asher nicht nur Witwer und alleinerziehender Vater geworden, sondern erhält nun auch noch den Job des Todesboten. Wie aufgetragen, beginnt er die "Seelenschiffchen" zu sammeln, um den Mächten der Finsternis entgegen zu wirken.

Moore hat seinen wunderbaren pechschwarzen Humor eingesetzt, um dem Thema Tod nachzuspüren, dabei hat er viele religiöse und philosophische Aspekte mit eingebunden, die dem Leser trotz satirischen Grundtons zu denken geben. Die Figuren sind herrlich überzeichnet und insbesondere Charlie und seine Tochter lassen den Leser das Buch nicht aus der Hand legen.

Montag, 17. März 2014

Axel S. Meyer - Das Buch der Sünden

Roman, 2010

Der Roman spielt im 9. Jahrhundert und beschreibt die damalige Welt sehr bildreich. Historische Ereignisse werden mit einbezogen, als sich Priester Odo auf den Weg macht, um Rache zu nehmen an den Heiden, die ihm auf so grausame Weise seine Familie genommen haben.

Meyer beschreibt den fanatischen Odo sehr eindringlich, so dass man kaum Sympathien aufbauen kann, allerdings ist sein Gegenspieler Helgi umso ansprechender. Bis auf ein paar wenige langatmige Momente ein spannender Roman, wenn nicht sogar Thriller, mit sehr informativen Inhalten zur Lebensweise der Ostsee-Bevölkerung vor eintausend Jahren.

Sonntag, 16. März 2014

Robert Louis Stevenson - Der seltsame Fall des Dr. Jekyll & Mr. Hyde

Novelle, 1886

Dr. Jekyll gelingt es einen Trank herzustellen, der ihn in Mr. Hyde verwandelt. Doch die Wirkung des Tranks wirkt sich dramatischer aus, als Jekyll es gedacht hätte- nach kurzer Zeit geschieht die Verwandlung von alleine und unbeabsichtigt. Jekyll sieht seinem Ende entgegen.

Eine spannende Geschichte in der Stevenson seinem Protagonisten die Möglichkeit gibt, in Form des Mr. Hyde seinen unterdrückten Neigungen nachzugehen. Jedoch zu einem gewaltigen Preis, denn das Böse nimmt Überhand. Die offensichtliche Persönlichkeitsspaltung ist gleichzeitig eine Kritik an der Gesellschaft, die es nicht zulässt, sich mit seinen persönlichen Wünschen auseinander zu setzen. Freud lässt grüßen!

Samstag, 15. März 2014

Erik Larson - Marconis magische Maschine

2007

Larson erzählt in zwei Handlungssträngen von der Entwicklung der drahtlosen Kommunikation durch Marconi und von einem der grausamsten Morde, die England nach Jack the Ripper je gesehen hat.

Die historischen Gestalten, alle Geschehnisse und Fakten können belegt werden und Larson gelingt diese stilistisch so miteinander zu verweben, dass sich das reine Wissenschaftsbuch wie ein spannender Roman lesen lässt.

Freitag, 14. März 2014

Dagmar Galin - Der Traum ihres Lebens

 Jugendroman, 1993

Welches Mädchen wollte nicht einmal Ballett-Tänzerin werden? Galin hat einen Roman geschrieben, der von der kleinen Zizi und ihrem Wunsch Tänzerin zu werden, erzählt.

Nach einigen Schwierigkeiten darf Zizi an der berühmten Pariser Balletschule beginnen und lernt dort nicht nur die schönen Seiten kennen. Denn harte Arbeit und Disziplin sind Voraussetzung um die Prüfungen zu bestehen.

Für alle Mütter, deren Töchter gerne tanzen wollen!
Empfohlen ab 12, geht aber auch ab 10 Jahre.

Donnerstag, 13. März 2014

Lena Gorelik - Die Listensammlerin

Roman, 2013

Wenn Sofia unsicher ist, wenn sie Angst hat oder wenn sie sich ausgelaugt fühlt, flüchtet sie sich in ihre Listen. Was-wäre-wenn-Listen, Bücher-Listen, Listen über herzlose Ärzte und viele mehr. Und Sofia ist nicht die einzige Listenschreiberin in der Familie.

Gorelik schreibt über zwei Menschen, die sich nie begegnet sind, die aber eine große Gemeinsamkeit teilen- das Listen schreiben. Parallel erzählt sie die beiden Geschichten und geht dabei hervorragend sensibel auf ihre Protagonisten und deren Lebensumstände ein. Zwei Träumer, die den festen Boden der Tatsachen kennenlernen.

Mittwoch, 12. März 2014

Jodi Picoult - Beim Leben meiner Schwester

Roman, 2009

Die dreizehnjährige Anna weigert sich, weiterhin als Ersatzteillager für ihre an Leukämie erkrankte Schwester her zu halten und nimmt sich einen Anwalt. Eine Entscheidung, die die gesamte Familie auf die Probe stellt.

Dieser Roman kennt kein Richtig oder Falsch. Die aus verschiedenen Perspektiven erzählte Geschichte macht jeden Standpunkt nachvollziehbar und es zerreißt dem Leser bei jedem der Protagonisten das Herz. Es ist keine Frage von Liebe, sondern eine Frage von Selbstbestimmung.
Picoult lässt die Geschichte jedoch nicht zum Herz-Schmerz-Roman verkommen, sondern gibt dem diffizilen Plot eine Prise Humor dank Anwalt Campbell.

Dienstag, 11. März 2014

Tilman Röhrig - Wir sind das Salz von Florenz

Roman, 2002

Einer der besten -wenn nicht sogar der beste- historischen Romane, die ich je gelesen habe. Eine hervorragende Beschreibung der Stadt und eine ausgezeichnet erzählte Geschichte über die Familie Medici, die Florenz über Jahrhunderte regierte.

Inmitten des 15. Jahrhunderts wird die farbenprächtige Geschichte von Laodomia Strozzi und ihren Freundinnen Petruschka und Fioretta, den Herren Giuliano und Lorenzo di Medici sowie Fra Girolamo Savonarola erzählt. Röhrig verbreitet eine leichte und luftige Stimmung und lässt zudem noch Künstler und Gelehrte der Zeit in Erscheinung treten. Dabei schreibt er fesselnd, vernachlässigt aber zu Gunsten des Romans die historische Genauigkeit.

Montag, 10. März 2014

Michael Moore - Stupid White Men

2001

Moore nimmt Politik und Politiker der USA Ende des letzten Jahrhunderts aufs Korn, berichtet über die gesellschaftlichen Missstände, wie Arbeitslosigkeit, Rassismus und mangelhafte Schulbildung. Er hinterfragt ganz offen- so zum Beispiel, ob die letzten Präsidentschaftswahlen wirklich koscher waren.

In seiner typischen schwarz-satirischen Manier spricht er aus, was viele zu diesem Zeitpunkt dachten. Er polarisiert bewusst und der Leser muss sich hin und wieder an den Kopf fassen- kann denn dieser Wahnsinn wahr sein? Ein gelungenes (wenn auch etwas einseitiges) Bild der Zeit.
Es sei darauf hingewiesen, dass das Buch vor "Nine Eleven" geschrieben und gedruckt war.

Sonntag, 9. März 2014

Khaled Hosseini - Drachenläufer

Roman, 2003

Amir und sein Vater fliehen aus Afghanistan nachdem die Sowjets in Kabul einmarschierten. In den USA schaffen sie sich ein neues Leben, doch die Vergangenheit holt Amir 12 Jahre später wieder ein.

Hosseini behandelt mehrere Themen: zum Einen die Vater-Sohn-Beziehung, in der zunächst der Vater der Stärkere war, die sich aber nach der Flucht umkehrt.
Zum Zweiten: die Entwicklung Afghanistans über mehrere Jahrzehnte, von der Republik zur Besetzung durch die Sowjets bis zu den Taliban. Und zum Dritten eine Freundschaft, die durch Amir verraten wird, aber spätere Wiedergutmachung erlaubt.

Samstag, 8. März 2014

Michelle Magorian - Altes Land, neue Welt

Jugendroman, 1985

Nach fünfjähriger Zwangsevakuierung kehrt Rusty aus den USA in ihre Heimat England zurück und versucht sich an das dortige Leben zu gewöhnen, das so ganz anders ist, als sie es bisher kannte. Doch als sie in ihrem Kummer eine Sinnverwandte in ihrer Mutter findet, wendet sich die Lage.

Ein einfühlsam geschriebener Roman, der nicht nur über das schwere Einleben in eine neue Welt berichtet, sondern auch von einer Mutter-Tochter-Beziehung, die in der alten Welt wenig Chancen gehabt hätte. Magorian weiß, wie sie ihre Zielgruppe ansprechen muss, um den Leser von Anfang an an die Geschichte zu fesseln.

Freitag, 7. März 2014

Rachel Joyce - Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Roman, 2012

Harold Fry macht sich auf den Weg: vom Briefkasten in den Ort, in den nächsten Ort und immer weiter, nur mit dem, was er gerade bei sich trägt. 1.000 Kilometer von Südengland bis in den Norden, denn dort hält Queenie für ihn durch.

Es geht um Mut, Glaube und Selbsterkenntnis, um Miteinander und Einsamkeit, um Loslassen. Harold lässt alles hinter sich und Erinnerungen, die er vergessen glaubte, kehren wieder. Der Weg ist nicht nur das Ziel, er ist für Harold und seine Frau die Chance ihr Leben zurück zu gewinnen.
Unglaublich gut geschrieben, der Leser läuft mit Harold mit und die Geschichte geht ganz tief unter die Haut.

Bis jetzt mein Buch des Jahres 2014.

Donnerstag, 6. März 2014

Janosch - Oh, wie schön ist Panama

Kinderbuch, 1978

Der kleine Tiger und der kleine Bär machen sich mit Tigerente, Kochtopf und Fischerrute auf den Weg, um das Land ihrer Träume -Panama- zu entdecken, doch nachdem sie im Kreis gelaufen sind, kommen sie wieder in Zuhause an.

Zu Hause ist es am schönsten, auch wenn man für diese Einsicht erst einmal von dannen ziehen muss. Der vernünftige kleine Bär und der impulsive kleine Tiger sind einfach Figuren des Herzens, für die man Janosch danken muss!

Mittwoch, 5. März 2014

Xavier-Laurent Petit - Die Oase

Jugendroman, 1997

Als "die Bärtigen" in Elmirs Heimat Algerien beginnen, den Terror im Namen Gottes zu verbreiten, ändert sich für den Jungen seine ganze bis dahin normale Welt. Seine Jugend wird geprägt durch Gewalt und Einschüchterung, seine Freundschaft zu Ismène und seine Loyalität werden auf die Probe gestellt.

Auch wenn es sich hier konkret um das Algerien der 90er Jahre handelt, sind die Themen auch heute noch aktuell- Diskriminierung, Bürgerkrieg, Religion. Petit gelingt es, Jugendlichen diese Themen zu vermitteln, indem er seine Protagonisten darstellt, als könnten sie Freunde des Lesers sein.

Dienstag, 4. März 2014

Richard Montanari - Crucifix

Thriller, 2005

Kurz vor Ostern beginnt ein Serienmörder in Philadelphia seine persönliche Passion Christi umzusetzen. Kevin Byrne und seine Kollegin Jessica Balzano folgen als neu zusammengesetztes Team seiner Fährte.

Ein wirklich fesselnd und rasant geschriebener Thriller, die Figuren eher flach jedoch sympathisch angesiedelt, dafür aber mit vielen falschen Fährten gespickt, die die ganze Geschichte umso spannender macht. Vor allen Dingen werden alle Handlungen abgeschlossen und sind ohne Cliffhanger, trotz weiterer Fälle des Ermittlerduos.

Montag, 3. März 2014

Irène Némirovsky - Der Ball

Novelle, 1930

Die 14-jährige Antoinette möchte an dem großen Ball, den ihre neureichen Eltern ausrichten, teilnehmen- doch sie verweigern es ihr. Eine schlechte Entscheidung, denn prompt rächt sich Antoinette...

Eine wunderbare Darstellung der Pariser Oberschicht in den 20er Jahre. Und eine interessante Studie einer Frau, die ihre eigene Tochter als lästig empfindet, nachdem das Geld fließt. Némirovsky hat hier eine kleine Geschichte mit sehr viel Tiefgang verfasst.

Sonntag, 2. März 2014

Patricia Highsmith - Der talentierte Mr. Ripley

Roman, 1955

Tom Ripley, ein kleiner Betrüger, gelingt es erstmals in seinem jungen Leben eine Beziehung aufzubauen, die ihn aber bald langweilt und dazu veranlasst einen Mord zu begehen. Auf die Begünstigungen dieser Beziehung will er jedoch nicht verzichten und begegnet dem Problem einfach mit einem Identitätsdiebstahl des Ermordeten.

Ein Buch mit vielen Verstrickungen, die zu vielfältigen Situationen führen, in denen sich Ripley immer wieder auch gerne über seine eigenen Taten amüsiert.
Trotz Highsmiths nüchterner Erzählweise gelingt es ihr, ein psychologisch so interessantes Bild vom talentierten Mr. Ripley zu schaffen, dass der Leser ihm seine Taten durchaus nachsehen kann und mitfiebern muss.

Samstag, 1. März 2014

Aldous Huxley - Schöne neue Welt

Roman, 1932

Neben Orwells "1984" ist "Schöne Neue Welt" der  Zukunftsroman schlechthin. Der Leser lernt eine Welt kennen, die geprägt ist durch Konditionierung und Unfreiheit, zugunsten von Frieden und Gesundheit. Menschen werden künstlich gezüchtet und gehören von Geburt einer bestimmten Kaste an, innerhalb derer sie sich bewegen können. In Reservaten jedoch werden noch Wilde gehalten von denen einer die Schöne Neue Welt kennenlernt.

Huxley hat eine monumentale Warnung an die Gesellschaft geschrieben- und das schon 1932. Schaut man sich die Entwicklung seither an, wird dem Leser bewusst, wie real die Schöne Neue Welt werden könnten. Und liest man das Buch, weiß man, wo die wahren Werte unserer Gesellschaft zu suchen sind. Ein absolutes Must-Read!