Sonntag, 30. November 2014

Diverse - Weihnachten in der Badewanne

Kurzgeschichten, 2012

Hier sind ausgewählte Kurzgeschichten von T. C. Boyle, Alex Capus, Doris Dörrie und vielen anderen versammelt. Eine jede befasst sich mit dem Thema Liebe - egal ob glücklicher oder unglücklicher Liebe- und spielt in und um die Weihnachtszeit. Da ist ein Mädchen, das sich in einen Piloten verliebt der nicht zu existieren scheint. Da ist ein Mann der ein Doppelleben führt und seine Familien verwechselt.
Das Lesen in der Badewanne ist nicht zwingend notwendig, fördert aber das wohlige Gefühl, das die Geschichten verströmen. Hervorragend für die dunkle Jahreszeit geeignet.

Samstag, 29. November 2014

Friedrich Dürrenmatt - Die Physiker

Komödie, 1962

Drei Physiker die sich als geisteskrank ausgeben, sitzen in einer psychatrischen Einrichtung, wo sie zu verhindern versuchen, dass die Formel, die das Ende der Welt bedeutet nicht in falsche Hände gerät. Doch die Leiterin der Einrichtung kommt an die Dokumente und will die Weltherrschaft erringen. Als geisteskrank gebrandmarkt, können die Physiker nichts dagegen unternehmen.

Dies ist wohl ein klassisches Beispiel von "Ironie des Schicksals". Hervorragend grotesk und witzig umgesetzt, stellt sich die Frage nach der Verantwortung und den ethischen Grundsätzen der Wissenschaft. Ein tolles Stück, das man unbedingt einmal im Theater sehen muss.

Freitag, 28. November 2014

F. Scott Fitzgerald - Zärtlich ist die Nacht

Roman, 1934

Dick und Nicole haben es gut, sie können sich ein gutes Leben an der Côte d'Azur leisten. Doch Nicole leidet an einer Psychose und Dick, der auch ihr Psychiater ist, verliebt sich in die junge Schauspielerin Rosemary. Nicole verkraftet dies nicht und geläutert trennt sich Dick von Rosemary um sich nur um seine Frau zu kümmern. Doch auch Nicole verschenkt ihr Herz an jemand anderen.

Fitzgerald beschreibt wunderbar den Untergang der Beziehung der Protagonisten, der sofort beginnt. Die intensiven Gefühlslagen und die Entwicklung von Dick und Nicole ist gegenläufig und schafft ein enormes Spannungsfeld über den ganzen Roman hinweg. Fitzgeralds lebendige bildhafte Erzählungen lassen alle Highsociety-Orte und Gesellschaftsschichten der 20er Jahre erblühen. Ein herrliches Lesevergnügen.

Donnerstag, 27. November 2014

Thomas Gifford - Assassini

Thriller, 1990

Ben, der Bruder von Nonne Valentine versucht den Mord an seiner Schwester aufzuklären. Auf der Suche nach den vier Männern, die auf einem Foto von 1943 aufgenommen sind, stößt er auf weitere ungeklärte Todesfälle. Alle Spuren führen nach Rom, zu den geheimen vatikanischen Archiven und in die Vergangenheit.

Ein spannender Thriller mit vielen interessanten Fakten und Legenden, die sich rund um die Vatikanstadt ranken. Gifford schreibt schnell und schafft es den Spannungsbogen mit mysteriösen Rätseln über die gesamte Buchlänge zu halten. Wirklich packend!

Mittwoch, 26. November 2014

Mick Conefrey - Everest 1953

Bericht, 2013

Jeder kennt Edmund Hillary und Tenzing Norgay, die als erste den Mount Everest bezwangen.
Doch wer gehörte noch alles zur Expedition, wer hätte eigentlich die Erstbesteigung vornehmen sollen? Welche kleinen und großen Probleme bereitete die Expedition, was wurde im Vorfeld an Planung, Mitteln und Ideen hinein gesteckt? Wie verhält es sich mit den Mythen, die sich auch um vorangehende Expeditionen ranken? Welche Gedanken kreisten im Kopf der Teilnehmer umher?

Dies sind nur ein paar wenige Fragen die beantwortet werden. Conefrey hat aufgrund vieler Berichte,  Interviews, Tagebuchaufzeichungen und anderem die Erstbesteigung des Mount Everest so umfassend und spannend geschildert, dass es den Leser packt und er beim Lesen mit auf den Gipfel steigt. Selbst die kleinsten Details überzeugen. Ich habe selten einen so hervorragenden und faszinierenden Bericht gelesen!

Dienstag, 25. November 2014

John Irving - Bis ich dich finde

Roman, 2005

Jack wächst ohne seinen Vater auf. Seine Mutter erzieht ihn mit Hilfe ihrer Freundin. Emma, eine Schulkameradin wird die einzige Konstante in Jacks Leben, er ist ihr hörig.
Jack wird Schauspieler. Nachdem seine Mutter stirbt, macht er sich erneut auf die Suche nach seinem Vater von dem er dachte, er wolle ihn niemals sehen, doch dieser kann sogar aus Jacks Filmen rezitieren.

Irving erzählt wieder einen Lebensweg, der außergewöhnlich und überraschend verläuft. Seine Protagonisten sind Persönlichkeiten mit enormer Tiefe, teils schwächlich, teils dominant. Die psychische Ebene wird durch die detaillierten Beschreibungen hervorragend heraus gearbeitet. Irvings Stil ist wortreich und -gewaltig, ein Autor, der weiß was er schreibt und warum. Großartig!

Montag, 24. November 2014

Jules Verne - Die großen Seefahrer und Entdecker

Roman, 1868

Verne berichtet von den Entdeckern des 18. und 19. Jahrhunderts- von Cook, Mackenzie, Ross und vielen mehr, die Afrika, Asien und die Pole bereist haben, von ihren schlimmsten und schönsten Erfahrungen.

Sachlich und nüchtern präsentiert Verne sich hier ganz anders, als in seinen Aufsehen erregenden Romanen, wie z.B. "Reise zum Mittelpunkt der Erde", nicht vorwärts sondern einmal rückwärtsblickend überzeugt er durch ein riesiges Wissen und Verständnis und schafft es, dies dem Leser interessant und romanhaft zu berichten. In der Diogenes-Ausgabe mit original Illustrationen!

Sonntag, 23. November 2014

Michaela Karl - Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber

Biographie, 2011

Dorothy Parker, die scharzfzüngige und sensibel zerbrechliche Schriftstellerin war Mittelpunkt des Intellektuellenkreises des Algonquin-Hotels im New York der 20er Jahre. Mit beißendem Spot zog sie über alles her, was ihr in den Weg kam. Doch die äußere Fassade wurde mehr und mehr durchbrochen von Sucht und Depression.

Karl hat ein ironisch-tragisch-liebevolles Porträt einer empfindsamen Frau geschrieben, die versuchte sich hinter ihren Worten zu verstecken. Dabei gibt sie das Lebensgefühl der New Yorker Zeit wieder und macht nicht nur mit den zahlreichen Zitaten Lust auf die originalen Geschichten von Dorothy Parker.

Samstag, 22. November 2014

Birgit Vanderbeke - Die sonderbare Karriere der Frau Choi

Roman, 2007

Irgendwo in der französischen Pampa liegt das vergessene Dörfchen M***, doch eines Tages erwacht das verschlafene Nest, als Frau Choi ihr koreanisches Restaurant eröffnet. Mit ihrem Einfallsreichtum bringt sie die teils merkwürdigen Bewohner der kleinen Gemeinde näher zusammen. Nur wird das Leben überschattet von ein paar eigenartigen Todesfällen.

Vanderbeke hat eine Heldin skizziert, die zunächst nicht unbedingt liebenswert erscheint, jedoch vieles bewegt. Der unterschwellige Humor und die indirekte Aufforderung zum Hinterfragen machen die Geschichte zu einer amüsanten und überdenkenswerten Lektüre, die mit viel Charme ins Herz dringt.

Freitag, 21. November 2014

Simon Beckett - Die Chemie des Todes

Thriller, 2006

Der zurückgezogen lebende David Hunter wird bei dem Mord an Sally Palmer als forensischer Anthropologe hinzu gezogen. Eine weitere Frauenleiche wird gefunden und als der Mörder es anscheinend auch auf Davids Freundin abgesehen hat, beginnt ein tödlicher Wettlauf mit der Zeit.

Becketts erster Band mit David Hunter enthält alle notwendigen Elemente um die Spannung von der ersten Seite an zu halten. Rasant fliegt die Geschichte dahin, die zudem noch mit einer Menge detailliert beschriebener Leichen aufwartet. Nichts für schwache Nerven.

Donnerstag, 20. November 2014

Jean-Paul Sartre - Zeit der Reife

Roman, 1945

Mathieu, 34, Philosophielehrer, versucht sich dem Leben zu entziehen, um offen zu sein für etwas Größeres, grundsätzlich umgeht er dabei Entscheidungen und Verpflichtungen. Als seine Freundin Marcelle schwanger wird und eine Abtreibung in Erwägung zieht, versucht Mathieu das Geld dafür aufzutreiben, stößt aber auf Hindernisse. Erst durch den homosexuellen Daniel wird eine Lösung greifbar.

Der erste Band des Romanzyklus "Wege zur Freiheit" zeigt einen Antihelden, der nicht seinen Weg wählt, sondern sich treiben lässt aus Angst die falsche Entscheidung zu treffen. Als Charakterstudie betrachtet ist der Roman detailliert umgesetzt, als Geschichte ist er spannend geschrieben und der Leser ahnt, wie sich Mathieu entscheiden, bzw. eben nicht entscheiden wird. Dies wird ihm abgenommen. Sartre lässt das bohèmehafte Leben im Paris der 30er Jahre wieder aufleben. Alles aber immer etwas düster- trotzdem famos!

Mittwoch, 19. November 2014

Gerhart Hauptmann - Die Ratten

Tragikkomödie, 1911

Frau John, die sich sehnlichst ein Kind wünscht, kauft ihrem Dienstmädchen Pauline deren uneheliches Baby ab. Doch Pauline bekommt es mit der Angst vor den Behörden zu tun und meldet das Baby als ihres an. Frau John will sie daraufhin einschüchtern lassen, doch es kommt zu einem Unglück, dessen Ende nicht nur für Pauline, sondern auch Frau John den Tod bereit hält.

Hauptmanns naturalistisches Stück spricht neben den sozialen Mißständen auch die Frage an, ob sich Tragik nur im gehobenen Theater oder auch in einer Mietskaserne abspielen kann. Dabei nutzt er den typischen Berliner Dialekt, um seinen Figuren die notwendige Authentizität zu geben.

Dienstag, 18. November 2014

Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel

Roman, 1988

Casaubon, Belbo und Diotallevi arbeiten zusammen daran eine Buchreihe mit dem Titel "Die verschleierte Isis" herauszubringen, inhaltlich befasst sich die Reihe mit allen möglichen (und unmöglichen) Verschwörungstheorien. Es entwickelt sich ein intellektuelles Spiel zwischen den Dreien indem sie Verknüpfungen zwischen allen Theorien herstellen und einen fiktiven "Großen Plan" erarbeiten. Doch das Spiel wird bitterer Ernst.

Wow! Eco haut den Leser mit seinem bombastischen Wissen um. Ich kann es zwar nicht beschwören, aber ich behaupte: jede Figur, jeder Ort, jede Theorie kann nachgeprüft werden. Er verknüpft, verwebt und spinnt etwas zusammen, an das man zwischendurch immer wieder glauben könnte. Er spielt mit Fiktion und Wirklichkeit. Eine herausragende Arbeit. Schreiben kann Eco sowieso und hätt ich hier ein Puntkesystem, wärs die Höchstzahl mit fünf Sternchen.

Montag, 17. November 2014

Tana French - Totengleich

Krimi, 2009

Nicht im Körper meines Feindes, sondern im Körper des Opfers findet sich Cassie Maddox wieder, als in einem kleinen Cottage nahe Dublin eine Leiche gefunden wird. Um den Fall aufzulösen, begibt sie sich in die Rolle der Toten, die ihr aufs Haar gleicht und lebt ihr Leben weiter.

Endlich mal wieder ein wirklich spannender Krimi! Nicht nur sind die erzählerischen Fähigkeiten der Autorin super, sondern ist der Inhalt auch einmal anders gestaltet, als der übliche Krimi. Die Figuren sind super gezeichnet und machen eine authentische Entwicklung durch.

Sonntag, 16. November 2014

Jean-Michel Guenassia - Der Club der unverbesserlichen Optimisten

Roman, 2009

Michel erzählt von seinen Jugendjahren, die Zeit in der er sich das erste Mal verliebt, in der sein Bruder in den Krieg zieht, in der er beginnt Freundschaften zu schließen und erwachsen wird. Dabei wird ihm der Schachclub und seine Mitglieder in einem Nebenzimmer des Pariser Cafés Balto zum zweiten Zuhause.

Guenasias Roman erzählt neben der Geschichte Michels auch die der Clubmitglieder aus verschiedenen Perspektiven, die aus den verschiedensten Ländern nach Paris emigrierten. Der Funke der 60er Jahre springt sofort auf den Leser über- der Rauch der Gitanes, der Milchkaffeeduft, die ungezwungene Welt der Existentialisten. Und trotz aller Rückschläge haben alle die Hoffnung auf ein gutes Leben nie aufgegeben.

Samstag, 15. November 2014

Verena Lueken - Gebrauchsanweisung für New York

Gebrauchsanweisung, 2005

Nicht noch ein Reiseführer mag manch einer denken, doch weit gefehlt: Verena Lueken berichtet von ihren eigenen Erfahrungen in der Stadt. Sie macht den Versuch den Kern, die Seele New Yorks und seiner Bewohner zu beschreiben. Nicht nur von den Glamour-Orten, wie dem Times Square wird berichtet, sondern auch von den dunklen Ecken, in denen beispielsweise der Müll landet.

Lueken beschreibt ihre Lieblingsorte aber gibt zu bedenken, dass diese womöglich auch nicht mehr da sind, denn die Stadt entwickelt sich immer weiter ohne jedoch dabei zu altern. Ein kurzweiliges Vergnügen, dass man am besten vor Ort genießt.
PS: Neuauflage von 2010 erhältlich!

Freitag, 14. November 2014

Sten Nadolny - Die Entdeckung der Langsamkeit

Roman, 1983

Anfang des 19. Jahrhunderts- John Franklin braucht für sein Denken und Handeln sehr lange. Doch er nutzt seine Begabung sich alles einprägen und anwenden zu können, um seinem großen Traum näher zu kommen: als Entdecker zur See zu fahren. Er zieht in den Krieg, bereist die Welt und lernt seine Langsamkeit durch Präzision und Gelassenheit auszugleichen.

Nadolnys Geschichte ist ebenso von der Langsamkeit charakterisiert, wie sein Protagonist. Er setzt einen Kontrapunkt zur schnelllebigen Gesellschaft und führt den Leser ruhig in das Thema ein, eben das die Langsamkeit ein hohes Gut ist, denn sie ermöglicht den Blick auf Details, die sonst übersehen werden. Eine ganz bemerkenswerte Philosophie ist zwischen den Zeilen der Handlung versteckt und die ganze Erzählung entschleunigt den Leser.

Donnerstag, 13. November 2014

Jörg Kastner - Engelsfluch

Thriller, 2003

Elena Vida und Alexander Rosin ermitteln erneut in einer Reihe grausamer Morde an kirchlichen Würdenträgern, die sich in Norditalien ereignen. Überschattet wird dies von einer Spaltung der Kirche. Papst Custos in Rom sieht sich dem Gegenpapst Lucius in Neapel gegenüber.

Kastner hat wieder einen schnellen Thriller aus der Vida/Rosin-Reihe geschrieben, der durchgehend spannend und dramatisch daher kommt. Die Recherchearbeit ist meisterlich mit eingeflossen und Kastner spickt seine Geschichte mit einigen mystischen Elementen, die dem Ganzen noch ein bißchen Würze geben.

Mittwoch, 12. November 2014

Pascal Mercier - Der Klavierstimmer

Roman, 1998

Frédéric Delacroix ist ein hervorragender Klavierstimmer, doch er strebt nach weitaus mehr. Tag für Tag komponiert er an einem Stück, das ihm zu Ruhm verhelfen soll, doch eine Niederlage nach der anderen erwarten ihn. Und dann erschießt er einen Tenor während der Aufführung. Seine Kinder Patrice und Patricia versuchen den Ursachen der Tat auf den Grund zu gehen.

Die tragische Familiengeschichte wird umso bedrückender durch den dichten und auch etwas düsteren Erzählstil Merciers. Dennoch ist sein Ausdruck poetisch und ermöglicht tiefe Einblicke in die Psyche der Protagonisten.

Dienstag, 11. November 2014

Johann Wolfgang Goethe - Iphigenie auf Tauris

Drama, 1786

Iphigenie dient der Göttin Diana, da sie, aus ihrer Heimat vertrieben, Unterschlupf als Priesterin auf Tauris suchte. König Thoas wirbt um sie, doch sie weigert sich mit ihm zu gehen. Um sie zu zwingen, stellt er sie vor die Wahl: die Ehe oder das Blutopfer zweier junger Männer. Doch es stellt sich heraus, dass es sich bei den beiden Männern um Iphigenies Bruder und dessen Freund handelt.

Das Stück ist klar und chronologisch strukturiert. Sprache und Versmaß sind klassisch und daher für den heutigen Leser gewöhnungsbedürftig. Kerngedanke ist die Emanzipation des Menschen von absoluten Herrschern und ihren eigenen sich selbst fesselnden Motiven. Die Umsetzung soll dabei idealerweise in beiderseitigem Einverständnis geschehen. Ganz im Zeichen der Klassik!

Montag, 10. November 2014

Jonathan Swift - Gullivers Reisen

Roman, 1726

Gulliver zieht es immer wieder zur See und jedes Mal landet er an fremden Orten. In einem der Länder leben die kleinsten Menschen der Welt, im nächsten nur Riesen. Laputa ist eine schwebende Stadt, auf der Insel Glubbdubdrib lassen Zauberer Geister erscheinen und im Land der Houyhnhnm regieren Pferde.

Die fantastischen Reisen die Swift Gulliver erleben lässt, lesen sich als Satire auf die Zeit zu Beginn des 18. Jahrhunderts, dabei sieht er wenig Hoffnung für die Menschheit, die er als unvernünftig einstuft. Detailliert entwirft Swift verschiedene gegenläufige Gesellschaftsmodelle, die mit einer ordentlichen Portion Spott Kritik übten.
Jeder, der bisher nur die Kindergeschichten aus diesem Werk extrahiert hat, sollte die ganze Geschichte noch einmal lesen.

Sonntag, 9. November 2014

Haruki Murakami - Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt

Roman, 1985

Der Spielort: Hard-boiled Wonderland (das reale Tokio) und das Ende der Welt (eine fantastische Parallelwelt). Die Spielzeit: Ende der 1980er. Der Protagonist: ungenannt. Die Handlung: Ein Datenanalyst der in den Tokioer Katakomben verfolgt wird und ein Reisender der in einer fremden Stadt seinen Schatten und seine Erinnerungen abgeben muss.

Ich denke dies ist der wirklich beste Murakami. Zwei Handlungsstränge die zunächst nicht zueinander passen, im Grunde genommen zwei in sich abgeschlossene Handlungen, die am Ende jedoch verknüpft sind. Fantastisches, Kafkaeskes und Surreales, das zwei Welten erblühen lässt ohne aufdringlich zu sein. Murakami ist durch und durch sensibel, jedes Wort ist fein gewählt. Hervorragend!

Samstag, 8. November 2014

Fergus Fleming/Anabel Merullo - Legendäre Expeditionen

Reiseberichte, 18. Jahrhundert

Eine Vielzahl von Forschern, Seefahrern und Abenteurern brachte das 18. Jahrhundert hervor und alle hatten sie zum Ziel auch noch die letzte Ecke der Welt zu erkunden. 50 von ihnen werden in diesem Buch zu Wort gelassen und berichten von den Höhepunkten ihrer Reisen und Erlebnisse.

Leider sind Berichte und Bildauswahl begrenzt und nur in Ausschnitten eingefügt, aber sie bieten dank der Kürze einen guten Überblick und machen Lust auf mehr. National Geographic bietet Gott sei Dank die meisten der Berichte auch in Langform an ;-)

Freitag, 7. November 2014

Ian McEwan - Abbitte

Roman, 2001

Als 13-jährige in den 30er Jahren bezichtigt Briony den Freund ihrer Schwester der Vergewaltigung, woraufhin dieser verurteilt wird. Später sieht sie jedoch ein, dass sie einen Fehler begangen hat und damit das Leben dreier Menschen für immer verändert hat. Briony versucht ihre Schuld wieder gut zu machen.

McEwan schreibt in sprachlich imponierenden Bildern, die das England des letzten Jahrhunderts aufleben lassen. Sowohl die sommerlich schwüle Atmosphäre Brionys Kindheit, als auch die Kriegszeiten sind intensiv dargestellt, seine Firgurenentwicklung ist beeindruckend und die Themen Selbsterkenntnis, Reue, Wiedergutmachung hervorragend heraus gestellt.

Donnerstag, 6. November 2014

Brunonia Barry - Die Mondschwimmerin

Roman, 2009

Sophya kehrt nach langer Zei tin ihre Heimat zurück, um sich der Vergangenheit zu stellen. Dabei gerät sie in einen Strudel der Erinnerungen- den Tod ihrer Zwillingsschwester und ihr eigener Aufenthalt in der Psychatrie.

Mal wieder eine wunderbare mystische Geschichte aus der Hexenstadt in Massachusetts: Salem. Die Faszination des Ortes allein ist schon das Lesen wert und die teils komplexe spannende Handlung tut ihr übriges. Barry schreibt klar und flüssig, anfangs jedoch etwas undurchsichtig und überrascht dabei am Ende.

Mittwoch, 5. November 2014

Bertolt Brecht - Der kaukasische Kreidekreis

Drama, 1944

Nachdem die Magd Grusche, den kleinen Michel findet, den seine Mutter einfach zurückließ, nimmt sie ihn zu sich und zieht ihn wie ihren eigenen Sohn auf. Doch dann erscheint die Mutter nach einiger Zeit und fordert ihr Kind zurück. Ein gewitzter Dorfrichter löst den Streit der zwei Frauen mit ungewohnter Methode.

Das Motiv der wahren Mutterliebe ist zwar nicht neu, jedoch betrachtet Brecht es aus einem anderen Blickwinkel. Für ihn sind die sozialen Maßstäbe tonagebend. Durch das Voranstellen dessen was passieren wird, wird dem Stück die Spannung genommen und wirkt eher belehrend, doch interessant ist der Aufbau: Geschichte in Geschichte.

Dienstag, 4. November 2014

Xinran - Die namenlosen Töchter



Roman, 2009

Li hat nur Töchter, keine ist ihm einen Namen wert. Drei von ihnen machen sich auf den Weg, um zu beweisen, dass auch sie zum guten Leben beitragen können ohne verheiratet sein zu müssen. Jede schafft es auf ihre Weise.

Die Einfachheit dieser Geschichte vermittelt einen sehr guten Eindruck der chinesischen Lebenshaltung insbesondere auf dem Lande. Xinran schreibt nicht mit überbordendem Pathos sondern berichtet mehr im Kurzgeschichten-Stil. Eine wirklich interessante kurzweilige Erfahrung.

Montag, 3. November 2014

Ilija Trojanow - Der Weltensammler

Roman, 2006

Der Brite Richard Francis Burton reist mit 21 Jahren nach Indien um die Kultur des Landes kennen zu lernen, dabei kommt er unter anderem auch mit dem Islam in Kontakt und beschließt eine Pilgerreise nach Mekka zu unternehmen, wofür er sich wieder intensiv mit dem Leben eines Muslims auseinandersetzt um unerkannt zu reisen. Nach seiner Rückkehr in die Heimat entschließt er sich jedoch schnell zur nächsten Reise nach Ostafrika um die Quelle des Nils zu finden.

Trojanow hat die wunderbare Geschichte des Richard Francis Burton niedergschrieben und erzählt wortreich aus verschiedenen Perspektiven von seinen Abenteuern. Dabei lässt er den Leser in fremde und exotische Welten eintauchen. Was Fakt und was Fiktion ist, lässt sich nicht immer erschließen, tut der Geschichte als solcher aber überhaupt keinen Abbruch. Wirklich super!

Sonntag, 2. November 2014

Gerhard Bracke - Melitta Gräfin Stauffenberg

Biographie, 1990

Ein einmaliges Leben einer einmaligen Frau, die über 2.500 Sturzflüge absolvierte, als Frau fast alle Flugzeugtypen der 40er Jahre fliegen konnte und durchaus informiert war über das Attentat auf Hitler, das ihr Schwager durchführte und die trotz halb-jüdischer Herkunft den Ariern gleichgestellt wurde.

Bracke ist ein respektvoll Abstand nehmender Biograph, der es aber schafft dem Leser einen Mensch unheimlich nahe zu bringen, dabei beschreibt er hier neben dem Leben Melittas auch technische und historische Details und stellt passende Bezüge her. In einer Neuausgabe bezieht Bracke zudem Stellung zu einer anderen Biographie über Melitta (Thomas Medicus: Melitta von Stauffenberg), die durchaus als vollkommen irrig gelten kann.

Samstag, 1. November 2014

Alexandre Dumas - Die drei Musketiere

Roman, 1844

Der junge D'Artagnan trifft in Paris auf die Garde des Königs -die Musketiere- zu der er zu gern gehören möchte. Insbesondere Athos, Porthos und Aramis werden zu seinem näheren Kreis. Als die Freunde hinter die Machenschaften des Kardinals Richelieu kommen, der gegen den König intrigiert, schwören sie sich ewige Freundschaft bis in den Tod und machen sich auf den Weg die Ehre von König und Königin zu retten.

Ein weiteres Meisterwerk Dumas, das episodenhaft die Geschichte einer unzerstörbaren Freundschaft erzählt, die von Ehrgefühl und Loyalität geprägt ist. Dumas beschreibt dazu die französische Epoche Mitte des 17. Jahrhunderts ganz hervorragend, insbesondere ihre religiösen Irrungen und Wirrungen. Wirklich DIE spannende Mantel- und Degengeschichte!