Freitag, 12. Dezember 2014

Julia Engelmann - Eines Tages, Baby

Sammlung, 2014

Poetry Slam ist das neue Wort für ein Gedicht oder Text, den jemand einem Auditorium vorträgt. Viele slammen heutzutage irgendwie ein wenig. Doch die meisten wissen nicht wirklich was sie tun. Nicht so Julia Engelmann. 2013 betrat sie -eher ungewollt- die mediale Bühne mit ihrem Text "One day" und wurde im Netz millionenfach geklickt, geliked und geteilt.

In diesem Buch versammelt sie ihre besten Texte. Nachdenklich, ängstlich doch voller Lebenfreude stellt sie sich dem Erwachsenwerden und schreibt authentisch und empfindsam. Sie gibt dem Leser das Gefühl und die Motivation, dass es mehr gibt und das die Träume die ein jeder hat, gelebt werden müssen. Inspiration und Gänsehaut-Feeling!

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Ernest Hemingway - Paris Ein Fest fürs Leben

Erinnerungen, 1965

Hemingway erzählt in einzelnen Episoden von seiner Zeit im Paris der 20er Jahre. Wie er auf Pferde wettete, in Gertrude Steins Salon ein- und ausging und sich mit der schriftstellerischen Elite traf. Wie er mit seiner Frau das Leben genoss, essen ging, Champagner trank und dann wieder hungerte, weil das Geld nicht reichte.

Nie hat man den Eindruck, er würde etwas bedauern oder bereuen, er vermittelt das Leben eines glücklichen Paares, das in einer der schönsten Städte der Welt das Leben feierte. Keine gestelzten Sätze oder wortgewaltige Satzkonstrukte. Passende Worte sind: fein, leicht, liebevoll, warm und berührend. Ein wahrer Goldschatz in der Bibliothek!

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Walter Moers - Der Schrecksenmeister

Fantasy-Roman, 2007

Eißpin der sehr Schreckliche ist Schrecksenmeister über Sledwaya und wie nicht anders zu erwarten, ersinnt er einen teuflischen Plan. Dafür schließt er einen Pakt mit dem Krätzchen Echo, doch dieser ist mit einem Mal nicht mehr so angetan von der Idee getötet zu werden.

Der zweite Roman aus Zamonien wird erneut von Hildegunst von Mythenmetz erzählt, der uns bereits aus der Stadt der träumenden Bücher bekannt ist. Wie kein zweiter schafft Moers es, eine ganze traumhafte Welt erblühen zu lassen, wie es nur wenige andere Autoren können. Diese ist diesmal düster und leidvoll, aber in üblicher Manier lässt Moers den Leser immer wieder herzhaft lachen Fantasy-Märchen für Erwachsene!

Dienstag, 9. Dezember 2014

Erich Kästner - Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke

Gedichte, 1936

Ein Teil von Erich Kästners Gedichten sind hier als "Apotheke" zusammen gefasst, in der man sich umsehen kann, wenn es notwendig wird. Für jedes Leiden und Wehwehchen finden sich ein paar passende Texte, die sorgfältig von A bis Z aufgeführt werden.

Lebensnah, einfühlsam, hin und wieder ironisch und fast immer treffend, ist die Aktualität dieser Gedichte immer noch gegeben und lassen den Hilfesuchenden gerne auf Tabletten und Psychiater verzichten. Ein Seelenschmeichler!

Montag, 8. Dezember 2014

Carlos Ruiz Zafón - Der Schatten des Windes

Roman, 2001

Als der junge Daniel nach dem zweiten Weltkrieg in Barcelona auf ein fast unbekanntes Buch -"Der Schatten des Windes"-stößt, beginnt eine jahrelange Recherche zu dem Autor und der Entstehung des Romans, der Daniel so fasziniert. Unterstützt wird er von der Schwester seines besten Freundes Beatriz, in die er sich verliebt. Es stellen sich immer mehr Ähnlichkeiten zwischen Daniel und dem Autoren heraus.

Zafón hat mit seinem Roman eine super spannende Geschichte geschrieben, die zum Einen von Daniels Leben, als auch von dem Leben des Autors des "Schatten des Windes" erzählt. Die Analogien der beiden Leben werden immer wieder subtil deutlich gemacht. Zafón erweckt ein düsteres Barcelona zum Leben, seine Sprache ist teilweise poetisch und immer wieder fesselnd. Keine Seite die Langweile ausdrücken würde. Hervorragend! Übrigens ist es der erste Band eines vierbändigen Zyklus.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Arthur M. Schlesinger - Jacqueline Kennedy Gespräche über ein Leben mit John F. Kennedy

Interview, 2011

Zunächst sei gesagt, dass es sich hier um eine 1:1 Wiedergabe des gesprochenen Wortes handelt, es ist also stellenweise ein ein wenig verworrener Erzählstil seitens Jacky Kennedy, dies macht das Gespräch aber umso authentischer und auch die Person Jacqueline Kennedy sympathischer. Sie berichtet sehr offen über ihre Ehe und die politischen Machtspiele, die sie miterlebte, dabei stellt sie ihr Licht selber oftmals unter den Scheffel.

Arthur M. Schlesinger hat dazu auch eine Unmenge an Fußnoten hinzugefügt, die detailliert noch einmal wiedergeben, um was es sich bei den erzählten Ereignissen handelt.

Samstag, 6. Dezember 2014

Henrik Ibsen - Gespenster Ein Familiendrama

Drama, 1881

Frau Alving hält über Jahre die Wahrheit verbrogen: dass ihr Mann trank, hurte und faul herumlag um dann an der Syphillis zu sterben und dass das Dienstmädchen Regine eigentlich seine Tochter ist und nicht des Tischlers Tochter. Als ihr Sohn Osvald aus Paris nach Hause zurück kehrt und Regine heiraten möchte, offenbart sich das ganze Drama.

Wie so oft ein skandalträchtiges Stück, denn Ibsen greift die bestehende Gesellschaftsordnung an, indem er die Ehe der Alvings, als auch die Ehe von Regines Eltern als verlogen und falsch darstellt. Der Sohn der in Paris ein Künstlerleben führt tut das seinige und auch die Syphillis ist bis dahin nicht auf der Bühne erschienen. Aus heutiger Sicht aber wesentlich glaubwürdiger als irgendein religiöses Hirtenspiel. Die düstere Atmosphäre, die normalerweise durch den Regisseur geschaffen wird, offenbart Ibsen selbst durch seine Dialoge. Hervorragend!

Freitag, 5. Dezember 2014

Steven Jay Schneider - 1001 Filme die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist

2013

Für jeden Filmfreund und jeden der es werden möchte wohl ein Standardwerk für die Bibliothek.
Es handelt sich hier nicht nur um die Vorstellung der großen und kleinen Hollywood-Blockbuster, es werden Filme aus allen Zeiten und Ländern vorgestellt, die Kriterien für die Auswahl werden erläutert und sind nachvollziehbar. Nichts desto trotz ist Geschmack natürlich subjektiv.
Auf jeweils einer Seite finden sich kurze Handlungsbeschreibung und die wichtigsten Eckdaten, abgerundet ist das Ganze mit einem Szenenbild.
Auch die Aufmachung ist wunderschön (den Titel zieren Clark Gable und Vivien Leigh aus "Vom Winde verweht), allerdings kein handliches Buch für die Tasche mit seinen über 1.000 Seiten.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Andreas Kieling - Meine Expeditionen zu den letzten ihrer Art

Dokumentation, 2008

Gorillas, Warane, Eisbären, Luchse und andere sind die Protagonisten der Doku. Manche lassen sich gleich finden, andere stehen der Kamera skeptisch gegenüber, wieder andere fackeln nicht lange und gehen direkt zum Angriff über.

Kieling macht sich auf den Weg aussterbende Arten zu besuchen und in Bildern festzuhalten, dabei hat er einen sehr persönlichen Stil, berichtet genauso von den Problemen, die sich auf den Reisen ergeben und den Herausforderungen eines Dokumentarfilmers. Er fängt die Reiseerlebnisse mit der ihm üblichen charmant-witzigen Weise ein.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

John Steinbeck - Jenseits von Eden

Roman, 1952

Die Familiensaga der Familie Trask, die über viele Jahrzehnte hinweg zunächst von der Beziehung der Brüder Adam und Charles und im Weiteren von der Beziehung der Zwillingsöhne Aron und Caleb erzählt, findet ihren Höhepunkt in einer Variante des Kainsmythos. In ihr eingebettet ist die Familiengeschichte der Hamiltons, die zusätzlich als biographischer Anteil Steinbecks einfließt.

Die extrem vielschichtige und wortgewaltige Geschichte verschlägt einem oft die Sprache, ob ihrer monumentalen Darstellung der Gefühlswelten der Protagonisten. Die dichte Handlung ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Nicht eine Passage zieht den Unmut des Lesers auf sich. Ein Meisterwerk der Literatur!

Grandiose Verfilmung des dritten und vierten Teils mit James Dean.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Astrid Lindgren - Guck mal Madita, es schneit!

Kinderbuch, 1983

Es hat geschneit und Madita und ihre Schwester Lisabeth spielen draußen im Schnee. Leider bekommt Madita Fieber und muss zu Hause bleiben, während Lisabeth in die Stadt fahren darf, doch dann geschieht etwas furchtbares. Lisabeth weiß nicht, wie sie nach Hause kommen kann...

Eine der vielen wunderschönen Geschiten Astrid Lindgrens, die zum Einen eine tolle vorweihnachtliche Stimmung verbreitet zum Anderen aber auch ein ernstes Thema einbringt und für Kinder durchaus lehrreich ist. Die liebevollen Illustrationen sind farbenfroh und detailliert gestaltet.

Montag, 1. Dezember 2014

Leo Tolstoi - Anna Karenina

Roman, 1877

Die verheiratete Anna lernt zufällig den Fürsten Alexej Wronskij kennen und zwischen den Beiden erntflammt die Leidenschaft. Ihre anfängliche Weigerung sich auf eine Liebesaffäre einzulassen, weicht mehr und mehr. Als ihr Mann, Fürst Karenin, von der Beziehung erfährt, gibt er ihr zunächst die Chance sich zu ihm zu bekennen. Doch Anna kann sich auch danach noch nicht von Wronskij lösen, zudem wird sie immer eifersüchtiger auf eingebildete Affären ihres Liebsten, ihr Wahn reicht so weit, dass sie als einzigen Ausweg Selbstmord sieht.

Die moralischen Grundsätze der Menschen sind das zentrale Thema dieses fulminanten, wortgewaltigen Werks. Tolstoi versteht es wie kaum ein anderer eine so intensive emotionale Atmosphäre zu schaffen. Annas Entwicklung einer braven Ehefrau und liebenden Mutter hin zu einer dem Wahnsinn verfallenen Furie ist bravurös und en detail herausgearbeitet. Die Russen verstehen ihr Handwerk!

Je nachdem, welche Ausgabe man hat, muss man sich auf einiges an französischem Text (der jedoch in der Regel in der Fußnote übersetzt wird) einstellen.