Donnerstag, 31. Juli 2014

Guido Maria Kretschmer - Anziehungskraft

Typberatung, 2013

Mit dem Untertitel "Stil kennt keine Größe" sagt Kretschmer das Programm an. Ein Buch für jede Frau jeder Größe, denn wer sich anzuziehen weiß, wird auch anziehend werden.

Kretschmer definiert 10 Frauentypen, von "der kleinen Elfe" bis zur "großem Walküre"- und ja, es gibt auch "die Perfekte". Ein jeder Typ wird mittels kurzer Anekdote vorgestellt und dann geht's ran an den Speck: welche Farbe, welcher Schnitt und Styling-Tipps. Angereichert ist das Ganze mit Kleiderschrank- und Warenkunde und natürlich Kretschmers unwiderstehlichem Charme.

Etwas zum Lernen mit Lachgarantie!
PS: Ich bin ein Erdmädchen.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Gotthold Ephraim Lessing - Minna von Barnhelm

Lustspiel, 1767

Major von Tellheim wird kurz nach Ende des siebenjährigen Krieges der Bestechung bezichtigt, er flieht aus Thüringen und somit auch weg von seiner Verlobten Minna. Diese reist ihm jedoch hinterher und versucht ihn umzustimmen trotz seiner mittlerweile bestehenden Mittellosigkeit die Ehe einzugehen.

Zentraler Mittelpunkt ist Tellheim, der sich nicht mit Minna verloben möchte, denn seine Ehre verbietet es ihm als mitellosem Mann. Auch weigert er sich Hilfe von Freunden oder Minna selbst anzunehmen. Dies erscheint oft reichlich übertrieben und man fragt sich, ob er nicht einfach zu eitel ist. Die List die Minna später anwenden muss, lässt das ganze Stück fast als Tragödie enden.
Theater, wie es sich gehört!


Dienstag, 29. Juli 2014

Philip Pullman - Der goldene Kompass

Roman, 1995

Lyra und Will, die aus verschiedenen Welten stammen, treffen aufeinander und müssen gemeinsam für die Zukunft der Welten kämpfen, dabei sind sie stets unter Beobachtung der abgrundtiefen bösen Mrs. Coulter, die alles tut, um an ihr Ziel zu gelangen.

Pullmann schafft mit dem ersten Teil seiner Triologie ein ganz eigenes Universum, das zum Teil an die Realität angelehnt ist, aber viele viele fantastische Elemente beinhaltet. Sein detaillierter bildhafter Stil ermöglicht eine lebhafte Vorstellung der Figuren, Orte und Handlungen. Auch wenn es ab 12 Jahren freigegeben ist, gibt es einige fragwürdige Elemente die mir für Kinder nicht geeignet scheinen.
Achtung bei deutschen Übersetzungen, die sind etwas holprig, am besten das englische Original lesen.

Montag, 28. Juli 2014

Judith Lennox - Das Haus in den Wolken

Roman, 2008

In dem kleinen Dorf Lynmouth treffen der reiche Richard und die unnahbare Isabel aufeinander. Sie verlieben sich, heiraten und während sie in London die Kinder erwachsen werden sehen, wird Isabels Vergangenheit ihre Ehe auf die Probe stellen.

Ein wunderbarer etwas sentimentaler Schmöker. Lennox beschreibt ihre Charaktere und Handlungsorte sehr liebevoll und detailliert. Es gibt keine Figur, die nicht gefällt. Als Rahmen dienen ihr die zwei Weltkriege. Die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern zeigen wunderbar die gesellschaftlichen Veränderungen die sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollzogen.

Sonntag, 27. Juli 2014

Dian Fossey - Gorillas im Nebel

Dokumentarische Biographie, 1983

Dian Fossey, die ihr Leben ganz dem Schutz der Berggorillas in Afrika widmete, erzählt wie sie nach Zentralfrika kommt und berichtet von ihrer Zeit dort. Dabei ist ihr eigener biographische Anteil dem dokumentarischen -und damit dem biographischen der Gorillas- eher untergeordnet. Ihre innerste Sicht, ihre Gefühle und Eindrücke lassen sich jedoch aus jeder Zeile heraus lesen.

Angereichert ist das Buch mit vielen Zeichnungen, Fotos, wissenschaftlichen Informationen, Grafiken und Tabellen. So einmalig wie Dian Fossey ist auch dieses Werk, das den Leser mitreißt, wütend und traurig macht. Im Handel leider vergriffen.

Samstag, 26. Juli 2014

Peter Tremayne - Der Blutkelch

Krimi, 2010

Irland im 7. Jahrhundert: Schwester Fidelma ermittelt erneut zunächst in einem Mordfall in einem kleinen Kloster zu dem weitere Todesfälle hinzu kommen. Ihren Mann Eadulf lässt sie dabei im Dunkeln, doch kann er am Ende zur Lösung beitragen.

Tremayne als Historiker hat eine sehr gute Recherearbeit geleistet und schafft es Fakten und Fiktion gut zu verknüpfen und spannend zu schreiben. Die Beziehung zwischen Fidelma und ihrem Mann ist schön herausgearbeitet. Die theologischen Grundsatzfragen werden kurz und kanpp mit aufgenommen.

Freitag, 25. Juli 2014

Peter Prange - Der letzte Harem

Roman, 2007

Die Haremsdame Elisa, Christin, verliebt sich verbotenerweise in den Arzt Felix. Ihr Freundin Fatima, Muslimin, ist Favoritin des Sultans. Als der Umsturz des Sultanats beginnt, können beide getrennt voneinander fliehen und müssen sich mit den neuen Gegebenheiten arrangieren. Doch das Schicksal wird sie immer wieder zusammenführen.

Prange schreibt lebendig und farbig über den letzten Harem des Osmanischen Reiches, die Intensität seiner Charakterdarstellungen und der Handlung verdichten den Roman und bringt die orientalische Kultur sehr gut zur Geltung. Flüssig und anregend geschrieben.

Donnerstag, 24. Juli 2014

Jakob Michael Reinhold Lenz - Die Soldaten

Drama, 1776

Marie, Kaufmannstochter, bändelt mit dem jungen Offizier Desportes an, obwohl sie mit einem anderen verlobt ist. Maries Vater hilft ihr, da er Aufstiegschancen für seine Tochter sieht. Doch Desportes wendet sich von Marie ab. Sofort wirbt ein anderer Soldat um sie, doch auch dies geht in die Brüche. Mit einem Mal findet Marie sich auf der Straße wieder.

Lenz kritisiert die Ständegesellschafft als solche (und insbesondere die Soldaten), aber auch den Wunsch danach innerhalb dieser aufsteigen zu wollen. Am Ende des Stücks wird vorgeschlagen: eine „Pflanzschule von Soldatenweibern“ zu gründen, die den Soldaten willig zur Verfügung stehen. Ein hervorragendes Stück des Sturm und Drang.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Gerbrand Bakker - Oben ist es still

Roman, 2006

Helmer beginnt sein Leben aufzuräumen. Alles was ihn stört, traurig macht oder einfach unerträglich ist, wird in seinem Haus nach oben gebracht- inlusive seines Vaters. Doch als Helmers Neffe zum Arbeiten zu ihm kommt, holt ihn die Vergangenheit ein.

Bakkers schnörkelloser Stil ist nicht nur ruhig und einfach und teils bitterkomisch gestaltet, er lässt auch wenig Raum für Fantasie. Es ist, wie es ist und die traurige Wahrheit, die er nennt, geht dem Leser gerade dadurch zu Herzen. Helmers Entwicklung ist nur begrenzt- auch dies traurig, aber wesentlich authentischer, als so manche Liebesschnulze. Hervorragende neue Literatur!

Dienstag, 22. Juli 2014

Hakan Nesser - Das zweite Leben des Herrn Roos

Roman, 2008

Der in die Jahre gekommene Valdemar würde sein Leben gern verlassen, da bietet sich ihm plötzlich die Chance, sich alles neu aufzubauen, ohne Frau, ohne Kinder, ohne Arbeit. Die einundzwanzigjährige Drogensüchtige Anna flieht ebenfalls aus ihrem bisherigen Dasein. Und als die Beiden aufeinander treffen, entwickeln sich ihre Leben in unerwartete Richtungen.

Auch wenn der Untertitel "Ein Fall für Inspektor Barbarotti" einen Krimi erwarten lässt, handelt es sich vorrangig um einen Roman, der sich mit den Menschen und ihrer Entwicklung befasst. Nesser hat seine Protagonisten sehr schön angelegt. Sie entwickeln sich so, wie man es nicht erwarten würden. Die Spannung steigt bis zuletzt und auch wenn sich schnell das Gefühl einstellt, alles würde in einer Tragödie enden, bietet das Ende eine schöne Portion Hoffnung.

Montag, 21. Juli 2014

T.C. Boyle - América

Roman, 1995

Cándido und seine schwangere Frau América leben ein erbärmliches illegales Leben in einem Canyon in der Nähe einer Weißen-Siedlung bei L.A. Verzweifelt versuchen Sie Arbeit zu finden und geraten immer wieder auf Widerstände, werden ausgenutzt und ausgeraubt. Parallel dazu empfinden Delaney und Kyra in ihrer Siedlung die vermehrt auffallenden Ausländer als Zumutung. Als die beiden Männer aufeinander treffen, reicht Cándido Delaney die Hand.

Boyle verknüpft die Schicksale der beiden Familien, wie es jeden Tag in Kalifornien stattfinden könnte, er prangert die Problematiken mit illegalen Einwanderen an und kritisiert das moralische Handeln der Weißen. Und trotz allem hat er die Hoffnung, das die Menschen in Notsituationen aufeinander zu gehen können.
Eine bewegende Geschichte, die jedoch deprimiert.

Sonntag, 20. Juli 2014

Andrea Busfield - Mauertänzer

Roman,

Der 11-jährige Fawad liebt sein Land Afghanistan, die Menschen und deren Lebensweise. Als er mit seiner Mutter und Schwester in die WG dreier extrovertierter Europäer zieht, wird sein Weltbild auf den Kopf gestellt. Fasziniert ist er von dieser ganz anderen Lebensweise zwar, aber dennoch versucht er seine Mutter davor zu beschützen.

Busfield schreibt aus der Sicht des Jungen und trifft dabei vorzüglich die Sprache des Kindes, sie geht sensibel auf Fawads Persönlichkeit ein und erzählt wunderbar flüssig. Zum Ende vielleicht ein wenig kitschig, aber dennoch ein schöner anregender Roman.

Samstag, 19. Juli 2014

Gerold Dommermuth-Gudrich - 50 Klassiker: Mythen

Sammlung, 2010

Dommermuths mittlerweile in 11. Auflage erschienene Sammlung der griechischen Mythen beinhaltet die wichtigsten Geschichten der Antike. In kurzen Essays fasst er den Kern einer jeden zusammen und stellt Bezüge zum heutigen Sprachgebrauch her. So werden wir zu Furien, haben eine Achillesferse und werden von Amors Pfeil getroffen.  Dazu gibt er ausführliche Quellenangaben, Tipps für weiterführende Lektüre und Hinweise auf Kunst. Bei der reichen Bebilderung würde man sich nur ein größeres Format wünschen.

Freitag, 18. Juli 2014

Asa Larsson - Denn die Gier wird euch verderben

Thriller, 2012

Als Sol-Britt ermordet in Kiruna aufgefunden wird, glaubt Staatsanwältin Rebecka Martinsson nicht an die Theorie eines Eifersuchtsmords. Sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und stößt auf weitere merkwürdige Todesfälle in Sol-Britts Familie.

Der fünfte Band um Staatsanwältin Martinson ist ein spannender, kurzweiliger Thriller im tiefsten Schweden. Larsson erzählt in zwei Handlungssträngen von Sol-Britt und ihren Vorfahren im frühen 20. Jahrhundert. Die düstere Atmospähre kann sie durchgehend aufrecht erhalten und ihre Figuren sind klar angelegt.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Gudrun Mebs - OMA schreit der Frieder

Kinderbuch, 1984

"OMA schreit der Frieder" so beginnen die Abenteuer die Frieder mit seiner Oma erlebt, denn diese schafft es aus allem ein Erlebnis zu machen. Zum Beispiel "Ausländisch" sprechen oder im Garten Würstchen wachsen lassen. Lebensnahe und lustige Geschichten!

Die Lebendigkeit der Geschichten ist hervorragend und genau das Richtige für Kinder, die Spaß am Leben, Lesen und Spielen haben. Daher am besten nicht als Gute-Nacht-Geschichte verwenden. Und natürlich entdeckt man hinter jeder Geschichte auch eine kleine Lektion- nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Haruki Murakami - Naokos Lächeln

Roman, 1987

Toru und Naoko, die durch ihre Vergangenheit verbunden sind, treffen sich zufällig während ihrer Studentenzeit in Tokio wieder und werden Freunde und mehr als Freunde. Doch auch Midori, die das absolute Gegenteil zu Naoko darstellt, hat es Toru angetan. Er kann sich zwischen den beiden Fauen nur schwer entscheiden.

Ein sehr romantischer Roman von Murakami, der ohne mystische Elemente auskommt und daher realitätstreuer abbildet. Im Grunde genommen sind es zwei Liebesgeschichten, die verschiedene Aspekte der Liebe wiedergeben. Murakami ist sehr leise und sacht in dieser Geschichte vorgegangen und macht sie damit umso feinsinniger.

Dienstag, 15. Juli 2014

Frédéric Lenoir/Violette Cabesos - Der Fluch des Mont-Saint-Michel

Historischer Roman, 2010

Der mysteriöse Mont Saint-Michel zieht Archäologin Jeanne magisch an. Während sie dem Geheimnis der Abtei immer näher kommt, verfällt Jeanne selbst mehr und mehr wahnhaften Vorstellungen. Parallel wird von Bruder Roman berichtet, der seinerseits im 11. Jahrhundert einer jungen Frau verfällt und ihr den wahren Glauben bringen möchte.

Eine spannende kurzweilige Geschichte, die in zwei zeitlichen Handlungssträngen erzählt wird, die miteinander verknüpft werden. Lenoir gibt insbesondere die in der Vergangenheit spielenden Ereignisse authentisch und detailliert wieder und regt zum Nachdenken an. Sein Stil ist klar und angenehm zu lesen.

Montag, 14. Juli 2014

Theodor Fontane - Irrungen, Wirrungen

Roman, 1888

Als die junge kleinbürgerliche Lene und Baron Botho ihre Liaison beginnen, sehen sie zunächst über íhren Standesunterschied hinweg. Doch finanzielle und gesellschaftliche Missstände führen dazu, dass Botho seine gutbetuchte Cousine und Lene einen weitaus älteren Fabrikbesitzer heiratet. Doch beide sind nach wie vor voller Sehnsucht zum Anderen.

Das Haupthema, der Standesunterschied, steht im Fokus, wird aber entgegen der üblichen Liebesthematiken sehr sachlich und rational beschrieben, ganz so wie sich auch das Verhalten der Protagonisten hierzu darstellt. Doch Fontane spickt die Geschichte mit viel Ironie und wunderbaren Pointen, die zum lachen und weinen anregen.

Sonntag, 13. Juli 2014

Joachim Scholl - 50 Klassiker: Deutsche Schriftsteller

Sammlung, 2011

50 Kurzessays stellen die wichtigsten deutschen Schriftsteller vor. Scholl erläutert ihre Bedeutung und Wirkung auf die zeitgenössische und spätere Literatur- und Gesellschaftslandschaft. Auf den Faktenseiten finden sich Kurzbiografien, die wichtigsten Werke und weiterführende Lektüre sowie Hinweise auf Vertonungen und Verfilmungen.
Ein sehr guter Überblick über die Autoren der neueren deutschen Literaturgeschichte.

Samstag, 12. Juli 2014

Irene Dische - Großmama packt aus

Roman, 2005

Irenes Großmutter Elisabeth hat einiges an Sorgen: die Tochter ist kein Junge, ihr Mann ist vom Judentum konvertierter Katholik, was die Nazis aber nicht akzeptieren, ihre Enkelin ist furchtbar schwierig, aber es geht halt, weil es gehen muss.  Elisabeth erzählt aus ihrem Leben...

Irenes Großmutter erzählt die Geschichte und das tut sie auf ihre ganz eigene amüsante, teils makabre aber immer spannende Art und Weise. Ein kleiner gelungener Kunstrgiff von Dische. Ihr Erzählstil ist angenehm flüssig und man fühlt sich beim Lesen irgendiwe geborgen, auch wenn man sich wohl eine etwas weniger robuste Großmutter wünschen würde.

Sadie Jones - Der Außenseiter

Roman, 2009

Lewis muss ansehen wie seine Mutter vor seinen Augen ertrinkt. Sein Vater, der in kürzester Zeit eine neue Frau vorstellt, ist ebenso mit dem Jungen überfordert, wie die frisch gebackene Stiefmutter. Lewis flüchtet sich in Alkohol und Kriminalität und als er nach Jahren endlich einen Neuanfang wagt, wird ihm nur Mißtrauen entgegen gebracht.

Eine einfühlsame Geschichte, die traurig stimmt. Es ist keine Hilfe oder Hoffnung weder für den jungen noch den erwachsenen Lewis zu erwarten. Selbst Jones farbige und wunderschöne bildliche Sprache kann die beklemmenden Ereignisse und Gefühle nicht verhindern. Nicht lesen, wenn man sowieso schon traurig ist!

Donnerstag, 10. Juli 2014

Sophokles - Antigone

Tragödie, 442 v. Chr.

Inhalt in Kürze: Polyneikes Schwester Antigone wird von König Kreon lebendig eingemauert, da sie das Verbot ihren Bruder zu beerdigen, ignorierte. Sie bringt sich um. Ihr Verlobter bringt sich um. Die Mutter ihres Verlobten bringt sich um.

Bei den Griechen wird immer gerne viel gestorben und jedes Stück beinhaltet eine tiefgründige Lehre. In diesem Fall stellt Sophokles die Frage nach einem moralischen Grundsatz- inwieweit ist ein Aufbegehren gegen staatliche Gewalt angebracht und welche Auswirkungen kann es haben. Die Sprache ist natürlich gewöhnungsbedürftig, da sie 2500 Jahre alt ist, selbst wenn man moderne Überarbeitungen liest. Aber um die Griechen zu verstehen, sollte man zumindest einen mal gelesen haben!

Mittwoch, 9. Juli 2014

Daniel Glattauer - Gut gegen Nordwind

Roman, 2006

Ich habe lange gehardert, ob ich das Buch empfehlen soll, denn es entspricht absolut überhaupt nicht meinem Geschmack, aber ich kann verstehen, warum andere es mögen. Also:

Es ist im Grunde ein Briefroman, den man neumodisch wohl E-Mail-Roman nennen muss. Versehentlich schreibt Emmi Leo eine Mail, es entwickeln sich Gesprächen, die im Laufe der Zeit immer tiefer gehen. Wobei auch einiges ausgespart wird, wie zum Beispiel die Beziehung Emmis zu ihrem Mann. Die Beziehung zwischen Leo und Emmi hingegen wird intensiver und es läuft auf den Wunsch eines Treffens hinaus.
Dies war denn auch das Einzige, was mich bei der Stange hielt, nämlich die Frage, ob das echte Treffen stattfinden wird. Dies Geheimnis wird auf der letzten Seite gelüftet.
Glattauer hat einen recht formlosen Roman geschrieben, der zwar irgendwie authentisch rüberkommt, aber mir furchtbar auf den Senkel ging- viel zu viel Herzschmerz (seitens Emmi), dafür aber leicht zu überfliegen. Ich frage mich, ob es wirklich einen tieferen Sinn gab.

Dienstag, 8. Juli 2014

Donald Spoto - Audrey Hepburn Ein Leben

Biographie, 2007

Die kleine zarte Frau, die dank ihrer Willensstärke nicht an Depression und Überarbeitung zerbrach, die für Eleganz und Stil steht, die nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als UNICEF-Botschafterin in Erinnerung bleibt, steht im Mittelpunkt dieses Buches.

Spoto hat Audreys Wesen, insbesondere ihre empathische Seite, sehr gut eingefangen, liefert viele Informationen zu ihrem Privatleben (wenn man sich auch mehr wünschen würde) und bietet einen umfassenden Bericht zu ihren Filmen und ihrer Rolle als UNICEF-Botschafterin. Sein Stil ist unkompliziert, flüssig und angenehm zu lesen. Gelungen!

Montag, 7. Juli 2014

Gerhart Hauptmann - Die Weber

Drama, 1891

Dreißiger, ein Fabrikant, und sein Expedient Pfeifer zahlen Hungerlöhne an die Weber, die ihre Heimarbeiten abliefern. Zum Teil haben sie seit Jahren kein Fleisch mehr gegessen, ihre Kinder brechen vor Erschöpfung zusammen und es besteht keine Aussicht auf Besserung, eher noch Verschlimmerung. Doch dann erhebt sich ein Aufstand während dem alle ihre Wut und ihren Zorn gewaltätig hinaus lassen.

Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der gesellschaftlichen Missstände gerade in der Arbeiterklasse. Hauptmann bringt mittels originaler Sprechweise dieser Klasse das soziale Milieu auf die Bühne. Als Vorbild nahm er sich die schlesischen Weberaufstände von 1844, das Hauptstück des Naturalismus ruft quasi schon zur erneuten Revolution auf. Auch heute bedeutend!

Sonntag, 6. Juli 2014

Haruki Murakami - Gefährliche Geliebte

Roman, 1992

Hajime ist glücklich verheiratet, besitzt ein eigenes Geschäft und sein Leben plätschert vor sich hin. Seine Kindheitsliebe Shimamoto konnte er nie vergessen und als diese nun 20 Jahre später in seiner Bar erscheint, rüttelt sie an den Grundfesten von Hajimes Leben.

Die Kindheitsliebe Hajimes grenzt an Obsession, denn jede Frau wird mit Shimamoto verglichen und als er es endlich schafft sich mit etwas anderem zu "begnügen" tritt sie wieder auf und es stellt sich die Frage nach richig oder falsch, böse oder gut. Ein bißchen trockener Humor und eine gehöriger Anteil Erotik runden das melancholische Werk ab.

Samstag, 5. Juli 2014

Ilse Kleberger - Schwarzweisskariert

Jugendroman, 1989

Jane lebt bei ihrer Mutter, in der Schule ist sie sehr dominant und flippt aus, wenn man sie auf ihre Hautfarbe anspricht. Als ihre Mutter stirbt, findet sie die Adresse ihres Vater und geht zu ihm in die USA. Dort lernt sie kennen,was Rassismus wirklich bedeutet.

Kleberger spricht ein Thema an, das gerade in den 80er und 90er Jahren in Deutschland sehr aktuell war und auch heute leider immer noch ist. Aus Sicht der Jugendlichen Jane berichtet, geht einem nicht nur die Rassismus-Problematik sehr nahe, sondern auch die Identifikations-Frage. Ist Jane Deutsche, weil sie in Deutschland lebt, ist sie Afrikanerin, weil sie dunkelhäutig ist oder ist sie Afroamerikanerin, weil ihr Vater es ist? Sehr gut für Jugendliche geeignet.

Freitag, 4. Juli 2014

T. C. Boyle - World's End

Roman, 1987

In mehreren Handlungssträngen- und zeiten erzählt Boyle die Geschichte der van Brunts, der van Warts und den letzen Kitchawanken-Indianern, die alle durch das Land und die Besitzverhältnisse in Nordamerika miteinander verbunden sind und deren Schicksale sich gegenseitig beeinflussen.

Boyle schafft einen Abriss über das Gesellschaftsbild Amerikas indem er die Protagonisten eine Fehde vom 17. bis ins 20. Jahrhundert ausfechten lässt. Reich gegen arm, Siedler gegen Ureinwohner, Verrat gegen Treue. Erzählerisch wie gewohnt grandios, sind die tragischen Einzelschicksale schwarzhumorig ausgemalt.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Honoré de Balzac - Vater Goriot

Roman, 1834

Goriot liebt seine zwei Töchter über alles und gibt sein ganzes Vermögen ihnen und ihren adligen Männern. Für sich selber lässt er nichts und zieht sich in eine ranzige Pension zurück, die von anderen dubiosen Gestalten bewohnt wird. Seine Töchter lassen ihn fallen. Als sein Ende naht, scheint nur Rastigniac, ein Student, ihm beizustehen.

Die eigentlich sehr kleine feine Geschichte, offenbart ihre Größe in ihrer moralischen Fragestellung. Balzac erzählt von den Abgründen, die sich auftun, sobald der Reichtum ruft, aber auch von dem Füreinanderdasein zwischen Menschen, die nicht die Blutslinie verbindet und somit von der Frage, was eigentlich Familie ist und bedeutet. Balzac hat ein gesellschaftliches Bild entworfen, das einen das Buch eigentlich wieder weglegen lassen möchte, doch die Spannung die er aufbaut mit der Frage, ob die Töchter Goriots nicht doch noch einen Gesinnungswandel durchmachen, haben mich die Geschichte im rasenden Tempo lesen lassen.

Mittwoch, 2. Juli 2014

Clara Asscher-Pinkhof - Sternkinder

Jugendbuch, 1946

Sternkinder, das sind die Kinder, deren Mütter ihnen zu Zeiten des Nationalsozialismus einen Stern auf die Kleidung nähten. Doch die anfägnliche Freude über das schöne Emblem wandelt sich schnell in die bittere Wahrheit. Sie sind nun Ausgestoßene und verstehen nicht warum.

Episodenhaft schreibt Asscher-Pinkhof aus den Erlebnissen der Kinder in der nationalsozialistischen Epoche, die den Stern trugen. Dabei ist sie sehr authentisch, da sie 1946 sehr unter dem Eindruck dieser Zeit steht. Die Realitätstreue ist teils erschreckend, daher sollten Kinder und Jugendliche beim Lesen begleitet werden.

Dienstag, 1. Juli 2014

Umberto Eco - Der Friedhof in Prag

Roman, 2010

Protagonist Simonini erwacht eines Morgens und hat Erinnerungslücken- wer ist der geheimnisvolle Abbé Dalla Piccola? Könnte es sich um ihn selbst handeln? Mithilfe von Tagebuchaufzeichnungen der Beiden gelingt es Simonini die wahre Geschichte zu rekonstruieren, die ihn durch halb Europa und vielfältige Verschwörungen trieb.

Eco hat erneut sein historisches Wissen bewiesen und seinen Antihelden wunderbar in diese eingefügt. Simonini ist einer der verabscheuungswürdigsten Charaktere, die Eco geschaffen hat. Dabei spielt er mit verschiedenen Erzählebenen, die der Geschichte eine gehörige Portion Komplexität und Spannung geben.